Deutsche Tageszeitung - Israel enthüllt nach langwierigem Rechtsstreit fehlende Kafka-Schriften

Israel enthüllt nach langwierigem Rechtsstreit fehlende Kafka-Schriften


Israel enthüllt nach langwierigem Rechtsstreit fehlende Kafka-Schriften
Israel enthüllt nach langwierigem Rechtsstreit fehlende Kafka-Schriften / Foto: ©

Die Israelische Nationalbibliothek hat fehlende Schriften des jüdisch-tschechischen Schriftstellers Franz Kafka offiziell enthüllt. Damit endet ein über zehn Jahre andauernder Rechtsstreit in Israel und Deutschland über den Nachlass des deutschsprachigen Autoren.

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Kafka hatte zu Lebzeiten verfügt, sein Freund Max Brod solle alle Schriften nach seinem Tod verbrennen. Brod veröffentlichte jedoch zahlreiche Werke Kafkas, die den Weltruhm des Schriftstellers aus Prag mehrten. Mit Brods Tod im Jahr 1968 begann laut der Sprecherin der Israelischen Nationalbibliothek die "kafkaeske Geschichte" um sein Privatarchiv, das teilweise gestohlen und in Deutschland zum Verkauf angeboten wurde.

Seit 2008 habe die Israelische Nationalbibliothek dafür gekämpft, die Sammlung wieder zusammenführen und in Israel unterbringen zu können, sagte ihr Chef David Blumberg am Mittwoch. Brod habe sich in seinem Testament gewünscht, dass die Bibliothek die Schriften bekomme, hieß es.

Im Mai war das vor wenigen Jahren entdeckte Privatarchiv Brods an Vertreter der Israelischen Nationalbibliothek übergeben worden. Peter Henzler, Vizepräsident des Bundeskriminalamts (BKA), überreichte die drei Koffer mit Manuskripten, Briefen und Fotos unter anderem an Israels Botschafter Jeremy Issacharoff. Nach Angaben der Botschaft wollten 2013 zwei Israelis die Koffer dem Deutschen Literaturarchiv Marbach verkaufen.

Deutsche Behörden beschlagnahmten sie, als sie darin die gestohlenen Dokumente von Brod entdeckten. BKA-Vizechef Henzler sagte, die vergilbten Dokumente seien "in alten Koffern zwischen allerlei Trödel gelagert" gewesen. Kurios: Die Verdächtigen hatten ihr Lager laut Henzler in Wiesbaden, unweit des BKA-Sitzes.

Auf den Fund folgte ein langwieriges Gerichtsverfahren in Israel und Deutschland zur Feststellung des rechtmäßigen Besitzers des Nachlasses. Im Januar dieses Jahres urteilte das Landgericht Wiesbaden, die Dokumente müssten der Nationalbibliothek in Jerusalem übergeben werden.

Brod war ein deutschsprachiger Schriftsteller, der 1884 im österreichisch-ungarischen Prag geboren wurde. Er starb 1968 in Tel Aviv. Bekanntheit erlangte er als Kafkas enger Freund und Herausgeber.

(A.Stefanowych--DTZ)

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