Schweizer Bundesanwaltschaft klagt Ex-DFB-Funktionäre wegen WM-Affäre an
Die Schweizer Bundesanwaltschaft hat drei ehemalige Funktionäre des Deutschen Fußball-Bunds (DFB) im Zusammenhang mit der Fußball-WM 2006 angeklagt. Die Ankläger werfen den ehemaligen DFB-Präsidenten Wolfgang Niersbach und Theo Zwanziger sowie dem früheren DFB-Generalsekretär Horst Schmidt vor, "arglistig über den eigentlichen Zweck einer Zahlung in der Höhe von 6,7 Millionen Euro getäuscht zu haben", wie der Sportinformationsdienst (SID) aus der Erklärung der Ankläger zitierte. Angeklagt wurde auch der frühere Fifa-Generalsekretär Urs Linsi.
Zwanziger, Schmidt und Linsi wird "Betrug in Mittäterschaft" vorgeworfen, Niersbach "Gehilfenschaft zu Betrug". Ein Verfahren wegen Geldwäsche war im Juli eingestellt worden.
Gegen den damaligen Chef des WM-Organisationskomitees, Franz Beckenbauer, wurde in diesem Verfahren keine Anklage erhoben. Es war bereits zuvor abgetrennt worden. Die Schweizer Bundesanwaltschaft begründete dies mit Beckenbauers Gesundheitszustand. Dieser lasse "eine Teilnahme oder Einvernahme an der Hauptverhandlung vor dem Bundesstrafgericht nicht zu", zitierte der SID aus der Erklärung der Bundesanwaltschaft. Andernfalls könnte sich das Verfahren gegen die weiteren Beschuldigten "unnötig verzögern", es droht Verjährung.
Das Ermittlungsverfahren wurde Anfang November 2015 eröffnet. Liegt bis Ende April kommenden Jahres kein erstinstanzliches Urteil vor, tritt Verjährung ein.
"Diese ganze Schweizer Kampagne ist desolat, bösartig und wird völlig scheitern, weil ich mir überhaupt nichts vorzuwerfen habe", sagte Zwanziger dem SID: "Diese unfähigen Ermittler rasen mit dem Kopf gegen eine Wand - zum Schluss gewinnt immer die Wand. Das Ganze ist inzwischen längst ein Justizskandal und kein wirklich vorwerfbares Verhalten gegenüber den Beschuldigten", sagte der 74-Jährige.
Ähnlich reagierte Niersbach: "Es ist bezeichnend für dieses unsägliche Verfahren, dass man als Betroffener nach über drei Jahren über die Medien erfahren muss, dass Anklage erhoben wird", sagte der 68-Jährige dem SID. "Materiell wird sich herausstellen, dass die erhobenen Vorwürfe völlig haltlos sind."
Schmidt erreichte die Neuigkeit demnach im Urlaub. "Ich bin nicht überrascht, dass es zur Anklage kommt. Ich bin aber überrascht, was da alles in der Schweiz abläuft", sagte der 77-Jährige dem SID.
In dem Skandal um die Vergabe der Weltmeisterschaft 2006 geht es um 6,7 Millionen Euro, die 2005 vom deutschen WM-Organisationskomitee über die Fifa mutmaßlich an den früheren Adidas-Chef Robert Louis-Dreyfus überwiesen wurden. Exakt diese Summe war drei Jahre zuvor offenkundig in Form von Vorleistungen von Beckenbauer und Louis-Dreyfus an den früheren Fifa-Skandalfunktionär Mohamed bin Hammam nach Katar geflossen. Der Zweck dieser Zahlungen konnte laut Bundesanwaltschaft nicht abschließend geklärt werden, wie die Schweizer Nachrichtenagentur SDA berichtete. Ein Rechtshilfeersuchen aus dem Jahr 2016 sei von den katarischen Behörden bislang nicht beantwortet worden.
(O.Tatarinov--DTZ)