Deutsche Tageszeitung - US-Polizei ermittelt nach Angriff mit 20 Toten in Texas wegen Hassverbrechen

US-Polizei ermittelt nach Angriff mit 20 Toten in Texas wegen Hassverbrechen


US-Polizei ermittelt nach Angriff mit 20 Toten in Texas wegen Hassverbrechen
US-Polizei ermittelt nach Angriff mit 20 Toten in Texas wegen Hassverbrechen / Foto: ©

Nach dem Schusswaffenangriff mit 20 Toten in einem Einkaufszentrum in der texanischen Stadt El Paso ermittelt die Polizei wegen eines möglichen rassistischen Hintergrunds. Ein vom mutmaßlichen Täter verfasstes Online-Manifest weise auf ein mögliches "Hassverbrechen" hin, sagte der Polizeichef von El Paso, Greg Allen, am Samstag. US-Präsident Donald Trump sprach von einer feigen Tat. Bei einem zweiten Angriff binnen weniger als 24 Stunden wurden im Bundesstaat Ohio neun Menschen getötet.

Textgröße ändern:

Der mutmaßliche Schütze, ein 21-Jähriger aus dem texanischen Allen, hatte am Samstag das Feuer in einem Walmart-Einkaufszentrum in El Paso eröffnet. Augenzeugen zufolge fielen die ersten Schüsse gegen 10.30 Uhr (Ortszeit). Laut Zeugen feuerte der Schütze wahllos auf seine Opfer. 20 Menschen kamen ums Leben, 26 weitere wurden verletzt. Nach Angaben der Polizei waren zum Tatzeitpunkt 1000 bis 3000 Menschen in der Mall. Der mutmaßliche Täter wurde festgenommen.

In dem vom mutmaßlichen Schützen verfassten Online-Manifest ist nach Medienberichten von einer "hispanischen Invasion" die Rede. Die "unangenehme Wahrheit" sei, dass "sowohl Demokraten als auch Republikaner uns seit Jahrzehnten im Stich gelassen haben", heißt es demnach darin. In dem Schriftstück beziehe sich der Verfasser auch auf den rechtsextremen Anschlag auf zwei Moscheen im neuseeländischen Christchurch im März.

Die Polizei geht von einem möglichen Hassverbrechen aus. Als Hassverbrechen werden in den USA Taten charakterisiert, die sich etwa gegen Menschen einer bestimmten Herkunft, Hautfarbe oder sexuellen Orientierung richten.

In dem Manifest äußert der Autor zudem die Erwartung, dass er bei der Tat getötet werde. Sollte er festgenommen werden, sei dies "viel schlimmer" als erschossen zu werden, "weil ich sowieso die Todesstrafe bekomme". Mit der Vorbereitung der Tat soll er wahrscheinlich weniger als einen Monat verbracht haben.

Der Gouverneur des Bundesstaates Texas, Greg Abbott, sprach von einem der "tödlichsten Tage in der Geschichte von Texas" und von einem "hasserfüllten und sinnlosen Gewaltakt".

US-Präsident Trump schrieb am Samstag im Kurzbotschaftendienst Twitter, der Angriff sei "nicht nur tragisch, es war ein Akt der Feigheit". Er verurteile diese "hasserfüllte Tat".

Der demokratische Präsidentschaftsbewerber Beto O’Rourke, der aus El Paso stammt, machte Trump für die Attacke mitverantwortlich. "Er ist ein Rassist, und er schürt den Rassismus in diesem Land", sagte O’Rourke nach einem Besuch von Verletzten in einem Krankenhaus in El Paso. Die Zahl der Hassverbrechen sei während der Regierungszeit Trumps, der "Mexikaner als Vergewaltiger und Kriminelle" bezeichne, gewachsen.

83 Prozent der 680.000 Einwohner der Grenzstadt El Paso sind laut US-Statistik Hispanoamerikaner. Die Zahl der Gewaltverbrechen ist niedriger als in vergleichbaren US-Städten. In den vergangenen Monaten ist der Ort zu einem der wichtigsten Anlaufpunkte für Migranten aus Zentralamerika geworden.

An den Wochenenden zieht die Stadt viele Mexikaner zum Einkaufsbummel an. Nach mexikanischen Regierungsangaben wurden bei der Tat auch drei Mexikaner getötet und sechs weitere verletzt.

In den USA kommt es regelmäßig zu Schusswaffenangriffen. Die Tat in El Paso war der 250. Vorfall mit mindestens vier Toten seit Jahresbeginn, wie die Nichtregierungsorganisation Gun Violence Archives mitteilte.

Nur wenige Stunden nach der Attacke in Texas wurden bei einem Schusswaffenangriff in Dayton im Bundesstaat Ohio neun Menschen getötet und mindestens 15 weitere verletzt. Unter den Toten ist nach Polizeiangaben auch der Schütze.

Nach besonders schweren Gewalttaten wird in den Vereinigten Staaten immer wieder über eine Verschärfung des Waffenrechts diskutiert. So schrieb etwa der demokratische Präsidentschaftsanwärter Joe Biden im Onlinedienst Twitter, "es ist höchste Zeit, aktiv zu werden und diese Epidemie von Waffengewalt beenden".

(A.Stefanowych--DTZ)

Empfohlen

Tödliche Attacke in Schleswig-Holstein: Verdächtiger stellt sich auf Polizeiwache

Nach einer Gewalttat mit einer Toten und einem Schwerstverletzten im schleswig-holsteinischen Schackendorf ist ein 52-jähriger Verdächtiger in Untersuchungshaft genommen worden. Wie Polizei und Staatsanwaltschaft am Sonntag in Kiel mitteilten, hatte sich der flüchtige Beschuldigte am Samstagabend auf einer Polizeiwache gestellt. Verdächtiger und Opfer kannten sich demnach.

Sechs Tote bei schwerem Verkehrsunfall in Nordrhein-Westfalen

Bei einem Verkehrsunfall in Nordrhein-Westfalen sind in der Nacht zu Sonntag sechs Menschen ums Leben gekommen. Wie die Polizei in Steinfurt mitteilte, geriet ein Auto aus noch ungeklärter Ursache ins Schleudern und prallte auf der Gegenfahrbahn in ein anderes Fahrzeug. In einem Auto befanden sich zwei Menschen, in dem anderen vier. Alle starben bei dem Unfall.

Tödlicher Stichwaffenangriff in Baden-Württemberg: Verdächtiger in Untersuchungshaft

Nach einem tödlichen Angriff auf einen 56-Jährigen auf einer Straße im baden-württembergischen Hochdorf ist Haftbefehl gegen den Tatverdächtigen erlassen worden. Der 24-Jährige befinde sich in Untersuchungshaft, teilten die Staatsanwaltschaft in Stuttgart und die Polizei in Reutlingen am Samstagabend mit. Nach derzeitigem Ermittlungsstand habe es vor der Tat keine Verbindung zwischen Opfer und Beschuldigtem gegeben. Eine 36-köpfige Sonderkommission arbeite weiter "mit Hochdruck" daran, Hintergründe und Abläufe zu klären.

Evakuierung von fast 14.000 Menschen wegen möglicher Weltkriegsbomben in Osnabrück

Im niedersächsischen Osnabrück hat am Sonntag eine großangelegte Evakuierung wegen einer Überprüfung auf mögliche Bombenblindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg stattgefunden. Fast 14.000 Anwohnerinnen und Anwohner mussten ein Gebiet im Umkreis von einem Kilometer rund um einen ehemaligen Güterbahnhof laut behördlicher Anordnung verlassen. Im Evakuierungsgebiet liegen unter anderem auch mehrere Kranken- und Pflegeheime sowie der Osnabrücker Hauptbahnhof.

Textgröße ändern: