Italien: Venedig plant Bündnis mit Kreuzfahrt-geschädigten Hafenstädten Europas
Das seit langem unter den negativen Folgen des Kreuzfahrttourismus ächzende Venedig will mit anderen europäischen Kreuzfahrt-Zielen ein Bündnis gegen die Giganten der Meere schmieden. Der Chef der Hafenbehörde für die nördliche Adria in Venedig, Pino Musolino, rief die Behörden von acht Hafenstädten in einem Brief auf, sich zusammenzutun. Die ständig wachsende Größe der Schiffe, die durch von ihnen verursachten Umwelteinflüsse und die schiere Zahl der Kreuzfahrttouristen schüfen große Konflikte, erklärte Musolino am Donnerstag.
Die betroffenen Hafenstädte müssten ihre Kräfte bündeln, um die Reedereien dazu zu bringen Schiffe einzusetzen, "die mit unseren Gegebenheiten und der Umwelt vereinbar sind". Der Hafenbehörde zufolge reagierten Barcelona, Palma de Mallorca und Marseille bereits positiv auf Musolinos Schreiben.
Von riesigen Kreuzfahrtschiffen verursachte Wellen schaden den Fundamenten der zum Weltkulturerbe gehörenden Lagunenstadt Venedig und bedrohen das sensible ökologische Gleichgewicht in der Lagune. Die extrem nahe vor der Küste fahrenden Schiffe stellen zudem eine Gefahr dar. Im Juni waren vier Menschen verletzt worden, als ein 13 Stockwerke hohes Kreuzfahrtschiff ein Ausflugsschiff rammte. Einen Monat später kollidierte ein weiterer Kreuzfahrtriese beinahe mit einer Yacht.
Auch andere Kreuzfahrtziele leiden unter den Folgen des Massen-Kreuzfahrttourismus. Marseille beispielsweise leidet wegen der vielen Schiffe unter Smog, Dubrovnik geriet 2017 auf eine Liste von Urlaubszielen, die wegen Überfüllung gemieden werden sollten. Das als "Venedig des Nordens" bekannte belgische Brügge prüft, die Zahl der Kreuzfahrtschiffe im nahen Hafen von Seebrügge zu limitieren, um den Andrang von Tagestouristen zu bekämpfen.
Die Zahl der Kreuzfahrttouristen stieg innerhalb des vergangenen Jahrzehnts um fast 70 Prozent. Geschätzt 30 Millionen Urlauber werden laut dem internationalen Kreuzfahrtverband in diesem Jahr eine Kreuzfahrt machen. Die Schiffe werden dabei immer gigantischer und messen oft mehrere hundert Meter.
(A.Stefanowych--DTZ)