Trump geht im Streit mit Schweden um Rapper ASAP Rocky auf Konfrontationskurs
Im Streit um den in Schweden inhaftierten Rapper ASAP Rocky hat sich US-Präsident Donald Trump mit einem weiteren Verbündeten der USA angelegt. Die USA würden "so viel" für Schweden tun - andersherum sei dies aber offenbar nicht der Fall, schrieb Trump am Donnerstag im Kurzbotschaftendienst Twitter. "Schweden hat unsere afroamerikanische Gemeinschaft im Stich gelassen." Schwedische Politiker wiesen die Vorwürfe zurück.
Er sei "sehr enttäuscht" über den schwedischen Regierungschef Stefan Löfven, schrieb Trump. Er forderte "Freiheit" für ASAP Rocky. US-Bürger müssten "fair" behandelt werden. Zugleich rief Trump Schweden auf, sich auf seine "echten Kriminalitätsprobleme" zu konzentrieren.
Der US-Rapper, mit bürgerlichem Namen Rakim Mayers, sitzt in Schweden wegen einer Schlägerei in Untersuchungshaft. Am Donnerstag erhob die Staatsanwaltschaft Anklage wegen Körperverletzung gegen den 30-Jährigen und zwei Begleiter. Der Prozess soll am 30. Juli beginnen. Er wurde auf drei Tage angesetzt.
Mehrfach hatte Trump versucht, sich in den Fall des afroamerikanischen Rappers einzumischen. Der Präsident ist bei schwarzen Wählern in den USA äußerst unbeliebt, was seine Wiederwahl 2020 erschweren könnte.
Trump hatte bereits mit Ministerpräsident Löfven telefoniert und ihm nach eigenen Angaben angeboten, für ASAP Rocky mit einer "Kaution oder einer Alternative" zu bürgen. Allerdings gibt es im schwedischen Justizsystem keine Kaution. Wiederholt versuchte er Löfven dazu zu bewegen, sich in den Fall einzuschalten. Löfven verwies jedoch auf die Unabhängigkeit der Justiz.
Die Reaktion schwedischer Politiker auf Trumps Attacke ließ nicht lange auf sich warten. "Was tun Sie denn für uns, Mr. President?", schrieb der Europaabgeordnete Fredrick Federley auf Twitter.
Auch der frühere schwedische Ministerpräsident Carl Bildt verwies auf die Unabhängigkeit der Justiz. "So ist es in den USA und ganz sicher auch in Schweden. Politische Einmischung in den Prozess ist absolut tabu! Klar?", twitterte Bildt.
Die schwedische Regierung erklärte, sie habe in der Sache nichts hinzuzufügen. "In Schweden sind alle vor dem Gesetz gleich", sagte eine Sprecherin der Nachrichtenagentur AFP. Das Weiße Haus sei über den Fall informiert worden. Nun nehme der juristische Prozess seinen Lauf.
Bereits 2017 hatten Äußerungen Trumps für Verstimmungen zwischen den USA und Schweden gesorgt. In einer Rede vor Anhängern erweckte er damals den Eindruck, in Schweden hätten Flüchtlinge einen Anschlag verübt. Zur Rechtfertigung seiner restriktiven Einwanderungspolitik stellte er einen Zusammenhang zwischen der Einwanderung und Terroranschlägen her. In Schweden reagierten darauf viele Menschen empört bis amüsiert, denn dort hatte es keine besonderen Vorkommnisse gegeben.
ASAP Rocky war am 30. Juni in Stockholm nach einem Konzert in eine Schlägerei verwickelt worden. Wenige Tage später wurde der 30-Jährige wegen des Vorwurfs der Körperverletzung festgenommen und sitzt seitdem in Untersuchungshaft.
Das Promi-Portal "TMZ" hatte Handy-Aufnahmen der Prügelei veröffentlicht. Sie zeigen, wie ASAP Rocky einen jungen Mann zu Boden schleudert und auf ihn einschlägt. Der Musiker gibt an, er habe in Notwehr gehandelt, da er von dem Kläger belästigt und provoziert worden sei. Ein von ihm auf Instagram gestelltes Video zeigt, wie er und seine Begleitung zwei Männer wiederholt vergeblich auffordern zu gehen.
Trump schrieb auf Twitter, er habe die Videos von dem Vorfall gesehen. ASAP Rocky sei von "Unruhestiftern verfolgt und belästigt" worden. Die Stockholmer Staatsanwaltschaft ist hingegen der Ansicht, dass es keinen Anlass für Notwehr gegeben habe. Zudem sei eine Flasche als Waffe benutzt worden.
Der Anwalt des Klägers, Magnus Stromberg, sagte der Nachrichtenagentur AFP, seinem Mandanten seien "schwere, schlimme" Verletzungen zugefügt worden. Er habe unter "starken Schmerzen" gelitten.
Körperverletzung kann mit bis zu zwei Jahren Haft geahndet werden. ASAP Rockys Anwalt Slobodan Jovicic sagte vor Journalisten, sein Mandant bleibe dabei, dass er unschuldig sei.
(W.Uljanov--DTZ)