IG Bau für Sommerausfallgeld bei großer Hitze
Angesichts der Sommerhitze in Deutschland hat sich die Gewerkschaft IG Bau für ein Sommerausfallgeld für Bauarbeiter ausgesprochen. Wie im Winter solle Geld ausgezahlt werden, wenn wegen der Witterung nicht gearbeitet werden kann. "Durch den Klimawandel müssen wir umdenken", sagte der IG-Bau-Arbeitsschutzexperte Gerhard Citrich am Donnerstag der Nachrichtenagentur AFP.
Die Gewerkschaft sei bei diesem Thema bereits in Verhandlungen mit den Arbeitgebern. Viele von ihnen seien dafür. "Bei 40 Grad muss etwas geschehen", sagte Citrich. Die Grünen fordern Hitzefrei für Bau- und andere Freiluftarbeiter. Die Forderung sei im Prinzip gut, sagte Citrich. "Es kann aber nicht sein, dass die Menschen um 11.00 Uhr nach Hause geschickt werden, sie aber kein Geld bekommen."
Derzeit sieht das Gesetz kein Hitzefrei für Freiluftarbeiter vor. "Der Arbeitgeber muss aber zusehen, dass seine Mitarbeiter gesund bleiben", betonte Citrich. Dazu könne er zum Beispiel Planen spannen und die Arbeitszeiten nach vorn in den frühen Morgen verlegen. "Was nicht geht, ist dass Dachdecker mittags in der Sonne aufs Dach steigen", sagte Citrich.
Arbeitszeiten mit einer langen Mittagspause und dafür späterem Feierabend wie im Süden Europas lehnte Citrich ab. "Mittlerweile sind die meisten Baustellen weit vom Zuhause der Arbeiter entfernt - wenn man die Arbeitszeit nach hinten ausdehnt, würden sie nie nach Hause kommen", erläuterte er.
Um die Arbeit erträglicher zu machen, könne der Arbeitgeber durch Planen für Schatten sorgen, damit beispielsweise Maurer nicht in der prallen Sonne arbeiten müssen. Auch gebe es UV-Westen, mit denen Bauarbeiter besser vor der Sonne geschützt sind. Das sei insbesondere angesichts steigender Fälle von hellem Hautkrebs von Bedeutung.
Citrich forderte, sommerliche Hitze von Beginn an in die Baustellenplanung einzubeziehen. "Damit im Sommer auch gearbeitet werden kann, muss die Planung flexibler werden", appellierte er. Zum Beispiel könne bei der Planung geschaut werden, ob es innen andere Arbeiten gibt, die erledigt werden können, während es draußen zu heiß wird.
Die Grünen fordern in einem sogenannten Hitzeaktionsplan ein grundsätzliches "Recht auf Homeoffice für alle Beschäftigten". Im Freien arbeitende Beschäftigte, müssten "bei gesundheitsgefährdender Hitze ein Recht auf Hitzefrei" erhalten. An Bushaltestellen in Innenstädten sollten demnach kostenfreie Trinkwasserbrunnen zur Verfügung gestellt werden.
In Gesundheitseinrichtungen sollten nach den Vorstellungen der Grünen "kühle Räume" eingerichtet werden. Zudem sollten Gebäude so ausgestattet werden, dass ein besseres Raumklima entsteht. Dabei geht es unter anderem um die Dachbegrünung und bestimmte Fassadenfarben.
Handwerkspräsident Hans Peter Wollseifer verteidigte den Umgang der Handwerksbetriebe mit der Hitze. Die meisten Arbeitgeber hätten im Blick, dass sie eine Fürsorgepflicht hätten, der sie nachkommen müssten. "Keiner will, dass beispielsweise ein Zimmermann wegen eines Hitzeschlags vom Dach fällt", sagte Wollseifer der "Neuen Osnabrücker Zeitung" laut Vorabmeldung vom Donnerstag. Verkürzte Arbeitstage seien in Hitzezeiten sinnvoll.
(Y.Ignatiev--DTZ)