Extreme Hitzewelle im Westen und Südwesten Deutschlands steuert auf Höhepunkt zu
Die extreme Hitzewelle in Europa steuert kurz vor ihrem Ende auf weitere Rekorde zu: Der Deutsche Wetterdienst rechnete für Donnerstagnachmittag mit neuen Höchsttemperaturen, und auch Belgien und Paris meldete den heißesten Tag seit Beginn der Messungen.
In Deutschland kletterten die Thermometer vor allem entlang des Rheins bereits am Mittag auf deutlich über 35 Grad Celsius. Am Nachmittag rechnete der Deutsche Wetterdienst (DWD) im Westen mit Temperaturen um 40 Grad - womit der erst am Mittwoch aufgestellte neue Hitzerekord von 40,5 Grad schon wieder fallen könnte. Diese waren in Geilenkirchen nördlich von Aachen gemessen worden. Das bisherige deutsche Allzeithoch vom Juli 2015 lag bei 40,3 Grad.
Nach Angaben des DWD-Meteorologen Tobias Reinartz soll es zunächst auch heiß weitergehen. "Am Freitag könnte es im Westen noch einmal für knapp 40 Grad reichen, ansonsten ’erhitzt’ sich die Luft verbreitet auf 32 bis 38 Grad", erklärte Reinartz. Im Osten würden "nur noch" Höchsttemperaturen von 32 bis 35 Grad erwartet. Grund sei, dass sich das Hitzehoch "Yvonne" bis Freitag von der südwestlichen in die nördliche Ostsee verlagern werde.
Angesichts der extremen Hitzewelle sorgen sich die Grünen um die Gesundheit der Menschen. In einem "Hitzeaktionsplan" fordern Fraktionschef Anton Hofreiter und die Umweltexpertin Bettina Hoffmann ein grundsätzliches "Recht auf Homeoffice für alle Beschäftigten". Im Freien arbeitende Beschäftigte müssten "bei gesundheitsgefährdender Hitze ein Recht auf Hitzefrei" erhalten. In den Innenstädten sollten zudem kostenfreie Trinkwasserbrunnen bereitgestellt und in Gesundheitseinrichtungen "kühle Räume" eingerichtet werden.
In Belgien wurde mit 40,6 Grad Celsius der erst am Mittwoch aufgestellte Rekord erneut gebrochen. Nach jüngsten Angaben wurden am Vortag 40,2 Grad gemessen, damit überschritt das Land erstmals seit Beginn der Wetteraufzeichnungen die 40-Grad-Marke.
In Paris schwitzen die Menschen am Donnerstagmittag bei 41 Grad Celsius. Die Temperaturen in der französischen Hauptstadt sollten laut dem Wetterdienst noch auf bis zu 42 Grad Celsius steigen, im Umland sogar auf 43 Grad. Der bisherige Rekord von 40,4 Grad Celsius liegt mehr als 70 Jahre zurück.
In Österreich starb ein knapp zweieinhalbjähriger Junge an den Folgen von Dehydrierung, nachdem er am Montag unbemerkt in ein Auto im Hof seiner Familie geklettert und eingeschlafen war. Nach Angaben der Polizei wurde er noch in ein Krankenhaus nach Graz gebracht, starb aber zwei Tage später.
Im Westen des Landes dürften die Temperaturen am Donnerstag 38 Grad erreichen. Die Erzdiözese Wien nutzte die Hitzewelle, um zu einem Besuch in den kühlen Kirchen zu raten. Sie veröffentlichte dazu eine Liste mit den Temperaturen in den Gotteshäusern - und Katakomben - in der Hauptstadt und ihrer Umgebung.
Die Hitzewellen dürften sich nach jüngsten Studien angesichts des von Menschen verursachten Klimawandels in Zukunft häufen und verstärken. Die in den Fachmagazinen "Nature" und "Nature Geoscience" veröffentlichten Forschungsarbeiten zeigen, dass der weltweite Temperaturanstieg der vergangenen Jahrzehnte in der jüngeren Menschheitsgeschichte beispiellos ist. Demnach gab es in den vergangenen 2000 Jahren noch nie einen so schnellen und weitverbreiteten Anstieg der Temperatur wie zum Ende des 20. Jahrhunderts.
Die Studien widerlegten damit die Argumente von Klimaskeptikern, wonach es in der Geschichte der Erde immer wieder wärmere und kältere Perioden gab. Der Klimaexperte Mark Maslin vom University College London erklärte, Klimawandelleugner könnten nicht mehr argumentieren, die derzeit beobachtete Erderwärmung sei Teil eines "natürlichen Klimazyklus". Während es in der Vergangenheit regionale und örtliche Klimaveränderungen gegeben habe, habe der Ausstoß von Treibhausgasen durch menschliche Aktivitäten einen weltweiten Effekt.
(W.Uljanov--DTZ)