Westeuropa bereitet sich auf neue Hitzerekorde vor
Europa schwitzt: Wegen der zweiten Hitzewelle innerhalb von zwei Monaten haben mehrere Länder Hitzewarnungen herausgegeben. Am Donnerstag werden die Temperaturen Meteorologen zufolge in vielen Ländern ihren Höhepunkt erreichen. In Deutschland stieg das Thermometer bereits am Mittwochnachmittag vor allem im Westen und Südwesten auf 33 Grad und mehr. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) gab eine bundesweite Hitzewarnung heraus, die bis Donnerstag um 19.00 Uhr gilt.
An Mosel, Saar und Niederrhein könne noch am Mittwoch die magische 40-Grad-Marke geknackt werden, erklärte der DWD-Meteorologe Marco Manitta. Am Donnerstag dürfte das Hoch "Yvonne" die Quecksilbersäule in der Westhälfte Deutschlands auf Höchstwerte zwischen 37 und 40 Grad klettern lassen. Punktuell sind auch noch höhere Temperaturen möglich, so dass der bisherige deutsche Allzeitrekord vom 5. Juli 2015 mit 40,3 Grad im bayerischen Kitzingen überboten werden könnte. Erst am Wochenende soll sich Hoch "Yvonne" über Süd- und Westdeutschland etwas abschwächen, wodurch dort feuchtere und etwas kühlere Luft einfließen dürfte.
In Frankreich wurde ebenfalls für weite Teile des Landes eine Hitzewarnung herausgegeben. In mehreren Städten insbesondere im Südwesten wurden bereits am Dienstag neue Hitzerekorde aufgestellt. Doch das Schlimmste steht am Donnerstag bevor: Der französische Wetterdienst hat Temperaturen zwischen 37 und 42 Grad vorhergesagt - auch in Paris dürfte dann der bisherige Rekord aus dem Jahr 1947 fallen. In 73 der 96 Départements schränkten die Behörden wegen der Trockenheit den Wassergebrauch ein.
Die Hitze setzte auch den Sportlern der Tour de France zu. Die Fahrer könnten rund einen Liter Flüssigkeit pro Stunde durch Schwitzen verlieren, aber nur rund die Hälfte durch Trinken kompensieren, sagte Jacky Maillot, der Arzt des Teams Groupama-FDJ.
Großbritannien könnte am Donnerstag den wärmsten Tag seiner Geschichte erleben. "Wir werden wahrscheinlich den Hitzerekord für den Monat Juli von 36,7 Grad übertreffen, und es besteht sogar die Möglichkeit, dass der absolute Rekord von 38,5 Grad gebrochen wird", teilte der britische Wetterdienst mit.
Die britische Eisenbahngesellschaft Network Rail ließ wegen der hohen Temperaturen die Geschwindigkeit ihrer Züge drosseln. "Extreme Hitze kann dazu führen, dass die Oberleitungen durchhängen und durch schnelle Züge beschädigt werden", begründete das Unternehmen auf Twitter den Schritt.
In vielen Ländern suchten die Menschen Abkühlung in Seen und Flüssen, so auch in London. Dort wurden nach Angaben der Polizei vom Mittwoch drei Menschen nach einem Bad in der Themse vermisst.
Auch in Belgien gaben die Behörden Hitzewarnung bis Freitagabend aus. Mehrere Behörden der Stadt Brüssel zogen für ihre Mitarbeiter im Außendienst den Feierabend auf 13 Uhr (MESZ) vor.
In Luxemburg und Italien warnten die Behörden die Bevölkerung ebenfalls vor der Belastung durch extreme Hitze. Für die italienischen Städte Bozen, Brescia, Florenz, Perugia und Turin galt am Mittwoch Hitze-Alarm der Stufe drei. Am Donnerstag werden voraussichtlich weitere Städte folgen, darunter auch Rom.
In den Niederlanden könnte am Mittwoch die höchste jemals gemessene Temperatur - 38,6 Grad im Jahr 1944 - überschritten werden, wie der nationale Wetterdienst KNMI mitteilte. Mehrere Kindergärten wurden wegen der Hitze geschlossen. Zudem ließen viele niederländische Landwirte ihre Kühe über Nacht im Freien.
In den USA wurde nach der Hitzewelle vom Wochenende im Potomac-Fluss in der Hauptstadt Washington ein neuer Temperaturrekord gemessen. Das Wasser hatte mit 34 Grad Badewasser-Temperatur, wie die US-Behörde Geological Survey mitteilte.
Während Europa unter der Hitze ächzt, kämpft Bolivien derzeit mit extremer Kälte. Für sechs der neun Regionen gab der Wetterdienst eine Kältewarnung heraus. Wegen starken Schneefalls und eisiger Winde wurden zeitweise einige Verbindungsstraßen, unter anderem zwischen der Hauptstadt La Paz und Oruro im Südwesten sowie zwischen Oruro und Cochabamba im Zentrum des Landes, gesperrt. In mehreren Regionen fiel zudem der Schulunterricht aus.
(A.Nikiforov--DTZ)