Acht Tote durch Lynch-Morde in Bangladesch
In Bangladesch sind acht Menschen Lynchmorden zum Opfer gefallen. Auslöser waren Gerüchte in den Online-Netzwerken, wonach Kinder für den Bau einer Brücke entführt und geopfert wurden, wie die Polizei am Mittwoch mitteilte. Mehr als 30 weitere Menschen wurden demnach von wütenden Menschenmengen angegriffen.
Unter den Opfern war nach Behördenangaben eine Mutter, die vor einer Schule erschlagen wurde, sowie ein tauber Mann, der gerade seine Tochter besuchen wollte. Acht Menschen wurden nach dem Lynchmord an der Mutter verhaftet. Fünf weitere Menschen wurden festgenommen, weil sie die Gerüchte weiterverbreitet haben sollen.
"Wir haben jeden einzelnen Fall untersucht", sagte Polizeichef Javed Patwary vor Journalisten. Keines der Opfer habe Kinder entführt oder geopfert. Polizisten im ganzen Land versuchen nach seinen Angaben, die Gerüchte zu stoppen. Demnach wurden mindestens 25 Kanäle auf der Videoplattform Youtube, 60 Seiten im Online-Netzwerk Facebook und 10 Webseiten gesperrt.
Journalisten der Nachrichtenagentur AFP entdeckten aber am Mittwoch mehrere Facebook-Einträge, in denen die Gerüchte weiterhin verbreitet wurden. Der bereits begonnene Bau der Brücke über dem Padma-Fluss soll umgerechnet 2,7 Milliarden Euro verschlingen.
Fälle von Selbstjustiz sind in Bangladesch nicht ungewöhnlich, die jüngsten Angriffe sind jedoch besonders brutal. Es könnte ein Zeichen für das wachsende "Misstrauen der Menschen in das bestehende Rechtssystem" sein, sagte Soziologie-Professor Monirul Islam von der Universität von Dhaka der Nachrichtenagentur AFP.
(A.Nikiforov--DTZ)