New Yorks langjähriger Chefankläger Robert Morgenthau gestorben
Der langjährige New Yorker Chefankläger Robert Morgenthau, der an legendären Prozessen wie dem gegen den John-Lennon-Mörder Mark David Chapman beteiligt war, ist tot. Wie die "New York Times" unter Berufung auf seine Frau Lucinda Franks berichtete, starb der Jurist am Sonntag nach kurzer Krankheit in einem Krankenhaus der Upper East Side der Millionenmetropole.
Morgenthau war der Sohn des früheren US-Finanzministers Henry Morgenthau, der in einem nach ihm benannten Plan 1944 vorschlug, Deutschland solle nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs zu einem reinen Agrarland ohne Industrie gemacht werden. Anstelle des Morgenthau-Plans setzte die US-Regierung ab 1947 den sogenannten Marshall-Plan um, der auch dem ehemaligen Hauptgegner Deutschland Wiederaufbauhilfe gewährte.
Robert Morgenthau setzte sich als Vertreter der Staatsanwaltschaft in Manhattan rund 35 Jahre für den Kampf gegen die Kriminalität ein. Dabei ging es gleichermaßen um mafiöse Verbrechen, Wirtschafts- und Gewaltkriminalität. Chapman, der den früheren Beatles-Sänger John Lennon am 8. Dezember 1980 vor dessen Wohnhaus in New York erschossen hatte, wurde im August 1981 zu lebenslanger Haft verurteilt.
In Morgenthaus Zuständigkeit fiel auch das juristische Tauziehen um die Vergewaltigung einer damals 28 Jahre alten Joggerin im New Yorker Central Park im Jahr 1989. Fünf schwarze Jugendliche wurden wegen der Tat verurteilt. Morgenthau ordnete 2002 ein Wiederaufnahmeverfahren an, in dem die ursprünglich schuldig Gesprochenen mit Hilfe von DNA-Analysen entlastet wurden.
Im Zweiten Weltkrieg war Robert Morgenthau Marine-Offizier. Zwei Mal bewarb er sich erfolglos als Gouverneur von New York. Für das Amt des Bezirksstaatsanwalts, das er 1975 erstmals übernahm, wurde er indessen acht Mal wiedergewählt.
(N.Loginovsky--DTZ)