Todesstrafe gegen drei Männer wegen Mordes an Rucksack-Touristinnen in Marokko
Im Prozess um die mutmaßlich islamistisch motivierte Ermordung zweier skandinavischer Rucksack-Touristinnen in Marokko sind drei Angeklagte zum Tode verurteilt worden. Das entschied ein Gericht im marokkanischen Salé am Donnerstag. Angeklagt waren insgesamt 24 Verdächtige aus der radikalislamischen Szene. Die drei Hauptverdächtigen hatten den Mord an den jungen Frauen aus Dänemark und Norwegen im Dezember gestanden.
"Es gibt keinen Gott neben Gott", sagte der Hauptverdächtige Abdessamad Ejjoud, der in traditioneller salafistischer Kleidung vor Gericht erschien, während der letzten Anhörung am Donnerstag. "Lass ihn mir vergeben", fügte er an.
Die Staatsanwaltschaft hatte bereits im Dezember die Todesstrafe für Ejjoud und seine beiden Komplizen, den 33-jährigen Rachid Afatti und den 27-jährigen Younes Ouaziyad, gefordert. Die Staatsanwälte gehen davon aus, dass Ejjoud der Anführer des für die Morde verantwortlichen Dschihadistennetzwerks war.
Auch Helle Petersen, die Mutter des dänischen Mordopfers, hatte die Todesstrafe gegen die Täter gefordert. "Am gerechtesten wäre es, gegen diese Bestien die Todesstrafe zu verhängen, die sie verdienen", hatte die Dänin vergangene Woche in einem von ihrem Anwalt vor Gericht verlesenen Brief erklärt.
Der Anwalt der dänischen Opferfamilie, Khaled El Fataoui, sagte der Nachrichtenagentur AFP vor der Urteilsverkündung: "Wir erwarten Strafen, die der Grausamkeit der Tat entsprechen."
Die 24-jährige dänische Studentin Luisa Vesterager Jespersen und ihre vier Jahre ältere norwegische Freundin Maren Ueland waren im Dezember beim Zelten im Atlas-Gebirge brutal ermordet worden. In einem nach dem Mord verbreiteten Video hatten die mutmaßlichen Täter dem Anführer der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS), Abu Bakr al-Bagdadi, die Treue geschworen. Ein weiteres Video zeigte die Enthauptung eines der beiden Opfer. Der Fall hatte in ganz Marokko für Entsetzen gesorgt.
Alle außer den drei Hauptangeklagten hatten sich während des Prozesses als IS-Anhänger bezeichnet. Für sie forderte die Staatsanwaltschaft Haftstrafen von mindestens 15 Jahren. Für Abderrahim Khayali plädierte sie auf lebenslange Haft. Der 33-jährige Klempner hatte die drei Hauptverdächtigen begleitet, den Tatort aber kurz vor den Morden verlassen.
Für Kevin Zoller Guervos forderte die Staatsanwaltschaft 20 Jahre Haft. Zoller Guervos hat die spanische und die schweizerische Staatsangehörigkeit inne und ist zum Islam konvertiert. Er soll den Haupttätern beigebracht haben, wie sie verschlüsselte Nachrichten verschicken und Waffen benutzen.
Nach Auffassung der Ermittler waren die Verdächtigen von der IS-Ideologie inspiriert, hatten aber keinen Kontakt zu den Dschihadisten in Syrien oder dem Irak. Der IS selbst reklamierte die Tat nie für sich.
(W.Budayev--DTZ)