Unesco erkennt Erzgebirge und Augsburger Wassersystem als Welterbe an
Das Erzgebirge in Sachsen und Böhmen sowie das Augsburger Wassersystem sind in die Liste des Unesco-Welterbes aufgenommen worden. Die UN-Kulturorganisatio lobte die beiden neuen deutschen Welterbestätten als Innovations- und Wirtschaftsmotoren. Am Sonntag erkannte das Unesco-Welterbekomitee bei seiner mehrtägigen Konferenz in Baku auch den Nationalpalast von Mafra in Portugal und die Höhlenstätte Risco Caido auf Gran Canaria als Welterbestätten an.
"Ich freue mich über die erste gemeinsame Welterbestätte mit der Tschechischen Republik", erklärte die Staatsministerin für internationale Kulturpolitik Michelle Müntefering. Das industrielle Kulturerbe in Böhmen und Sachsen habe außergewöhnliche Bedeutung und universellen Wert, erklärt sie am Samstag. Die erste gemeinsame Welterbestätte Deutschlands und Tschechiens sei auch ein wichtiges europäisches Signal und zeige die "enge kulturelle Verflechtung unserer Länder".
Die Präsidentin der deutschen Unesco-Kommission Maria Böhmer betonte die Bedeutung des Erzgebirges für die wirtschaftliche und soziale Entwicklung in Bergbauregionen überall in Europa. Die seit dem 12. Jahrhundert im Erzgebirge etablierten Verwaltungsstrukturen und Finanzsysteme hätten einen "maßgeblichen Einfluss auf Bergbauprojekte in ganz Europa" gehabt, erklärte Böhmer.
Deutschland und Tschechien hatten den Antrag gemeinsam bei der Unesco gestellt und darin auf die jahrhundertelange Bergbau-Tradition des Erzgebirges verwiesen. In der Grenzregion wurde ab dem 15. Jahrhundert Silber abgebaut, später Uran.
Auch für das historische Augsburger Wassersystem mit seinen Pumpwerken und Kanälen lag der Unesco ein Antrag Deutschlands vor. Mit der nun erfolgten Aufnahme in die Welterbeliste würden nicht nur die Wasserbau- und Brunnenkunst gewürdigt, "sondern auch der nachhaltige Umgang mit unserer wertvollsten Ressource seit über 700 Jahren", erklärte Müntefering. Das Wassermanagement-System von Augsburg repräsentiere "eine urbane Wasserlandschaft, die in ihrer bis heute fortbestehenden technischen Vielfalt ihresgleichen sucht".
Böhmer hob den "Erfindergeist" hervor, der sich im Augsburger Wassersystem spiegele. "Noch lange bevor die Medizin belegen konnte, wie wichtig Hygiene für unsere Gesundheit ist, gab es in Augsburg seit 1545 eine strikte Trennung von Brauch- und Trinkwasser", betonte Böhmer.
Das Unesco-Welterbekomitee tagt noch bis Mittwoch in der aserbaidschanischen Hauptstadt Baku, um über die Bewerbungen der Mitgliedstaaten zu entscheiden. Am Freitag hatte die UN-Kulturorganisation Babylon als eine der wichtigsten Stätten des Altertums auf die Liste des Weltkulturerbes aufgenommen.
Am Sonntag folgten die Entscheidungen für Anträge aus Portugal und Spanien. Auf der Welterbeliste stehen nun auch der barocke Nationalpalast von Mafra in Portugal sowie die Höhlensiedlung Risco Caido und die "heiligen Berge" auf Gran Canaria. Diese umfassen Überreste indigenen Lebens auf Gran Canaria vor der Eroberung der Insel durch Spanien.
Vertagt wurde die Entscheidung über die transnationale Welterbe-Bewerbung des Donaulimes. Ursprünglich hatte der Weltdenkmalrat Icomos dem Unesco-Komitee die Aufnahme der gemeinsam von Deutschland, Österreich, Ungarn und der Slowakei nominierten Militärgrenze aus der Römerzeit in die Welterbeliste empfohlen.
Kurz vor der Komiteesitzung hatte Ungarn jedoch ein Teilstück des Donaulimes im Norden Budapests zurückgezogen. Durch diese kurzfristige Änderung werde eine Neubewertung der Bewerbung notwendig, erklärte die Unesco. Das Komitee wird nun frühestens 2020 über die Anerkennung des Donaulimes entscheiden.
Mit dem Erzgebirge und dem Augsburger Wassersystem verzeichnet Deutschland nunmehr 46 Welterbe-Stätten. Insgesamt stehen derzeit mehr als 1100 Kultur- und Naturstätten in 167 Ländern auf der Liste des Unesco-Welterbes.
(N.Loginovsky--DTZ)