Temperaturen in Frankreich erstmals über 45 Grad - zwei Hitzetote in Spanien
Mehr als 45 Grad Celsius in Frankreich, zwei Hitzetote und ein seit Tagen unkontrollierbarer Waldbrand in Spanien: Die ungewöhnlich frühe Hitzewelle bringt Feuerwehr und Rettungsdienste in Europa weiterhin ins Schwitzen.
Nach Angaben des französischen Wetterdienstes wurde am Freitagnachmittag erstmals die 45-Grad-Marke überschritten. In Villevieille im südfranzösischen Département Gard wurden um 15.00 Uhr 45,1 Grad Celsius gemessen, teilte der Experte Etienne Kapikian auf Twitter mit.
Frankreich hatte schon kurz vorher einen neuen Hitzerekord aufgestellt: Im südlichen Carpentras wurden am frühen Nachmittag 44,3 Grad Celsius gemessen - 0,2 Grad mehr als im mörderischen Hitzesommer 2003.
Die Straßen der 30.000-Einwohner-Stadt nordöstlich von Avignon waren zu dem Zeitpunkt bereits seit Stunden wie leergefegt. "Schon seit halb zwölf ist niemand mehr auf dem Marktplatz zu sehen", sagte eine Händlerin. "Die Leute sind heute Morgen extrem früh aufgestanden, um vor Mittag nach Hause zurückzukehren."
Erstmals galt für vier Départements im Süden Frankreichs, darunter auch in Gard, Alarmstufe "rot" und damit besondere Schutzmaßnahmen gegen die Hitze. Besonders alte Menschen und kleine Kinder gelten als gefährdet: Im August 2003 wurden in Frankreich rund 15.000 Todesfälle mit der Hitze in Verbindung gebracht.
Im südspanischen Andalusien erlitt unterdessen ein 17-jähriger Erntehelfer einen tödlichen Hitzschlag, in der Stadt Valladolid im Norden Spanien brach ein 93-jähriger Mann ebenfalls nach einem Hitzschlag auf der Straße tot zusammen.
Seit Tagen leiden weite Teile des Landes unter einer für Juni unüblichen Hitze mit Temperaturen von über 40 Grad Celsius. Nach Angaben der Wetterdienste dürfte sie bis Samstag andauern.
Im Nordosten des Landes gilt bereits höchste Hitze-Warnstufe. 34 der insgesamt 50 Provinzen, darunter vor allem in Katalonien, warnen zudem vor Waldbränden.
In der südkatalanischen Provinz Tarragona versuchten hunderte Feuerwehrleute den dritten Tag in Folge, einen verheerenden Waldbrand in den Griff zu bekommen. Immer wieder angefacht von starken Winden, zerstörten die Flammen bereits über 6500 Hektar Land. Dutzende Menschen, darunter auch Engländer und Deutsche, wurden in Sicherheit gebracht.
Auslöser war offenbar eine Hühnerzucht der Gemeinde Torre del Español: Nach Angaben der Forstbehörde geriet der dort angesammelte Hühnerkot in der Hitze in Gärung und entzündete sich dabei selbst.
In Deutschland war der diesjährige Juni der wärmste und sonnigste seit Beginn der flächendeckenden Wetteraufzeichnungen vor fast 140 Jahren. Nach einem zu nassen Mai sei der Juni zudem deutlich zu trocken ausgefallen, teilte der Deutsche Wetterdienst (DWD) mit. Mit 19,8 Grad Celsius lag der Temperaturdurchschnitt den Angaben zufolge um 0,4 Grad über dem bisherigen Temperaturrekord aus dem Jahr 2003.
Im langfristigen Vergleich habe die Durchschnittstemperatur im Vergleich zur international gültigen Referenzperiode von 1961 bis 1990 um 4,4 Grad höher gelegen und im Vergleich zur wärmeren Periode 1981 bis 2010 um vier Grad.
Nach einer kurzen Abkühlungsphase soll es laut DWD am Wochenende wieder heiß werden. Er rechnet für Sonntag mit bis zu 39 Grad und einer "starken Wärmebelastung". Dabei drohten insbesondere im Westen, in den Mittelgebirgen und am Alpenrand Gewitter.
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron warnte am Rande des G20-Gipfels in Japan, dass solche Hitzeperioden wegen des Klimawandels häufiger vorkommen könnten. "Wir müssen unser Verhalten und unsere Arbeitsweise ändern", forderte Macron. Am Donnerstag hatte das französische Parlament den "Klima-Notstand" erklärt.
Die Regierung appellierte an Autofahrer, auf nicht notwendige Fahrten zu verzichten. Wegen hoher Ozonbelastung hatten die Behörden in Paris, Lyon und Marseille in den vergangenen Tagen Fahrverbote für die größten Dreckschleudern verhängt. Die französische Bahngesellschaft bot kostenlose Stornierungen von Tickets für das gesamte Wochenende an.
(Y.Leyard--DTZ)