Dachboden-Caravaggio kurz vor geplanter Auktion ins Ausland verkauft
Kurz vor der geplanten Versteigerung eines auf einem Dachboden gefundenen Gemäldes, das dem italienischen Maler Caravaggio zugeschrieben wird, hat ein Käufer aus dem Ausland das Bild anderen Interessenten weggeschnappt. Ein Käufer aus dem Ausland habe das Gemälde, das vor fünf Jahren entdeckt worden war, bereits erworben, teilte das französische Auktionshaus Labarbe am Dienstag mit. Über die Identität des Käufers und den Preis sei Stillschweigen vereinbart worden.
Der Wert des Kunstwerks wird "auf 100 bis 150 Millionen Euro geschätzt", hieß es in der Mitteilung des Auktionshauses in Toulouse. Eigentlich hatte es am Donnerstag an den Höchstbietenden versteigert werden sollen. Bei Labarbe sei aber vorab ein Angebot eingegangen, "das wir unmöglich nicht an die Eigentümer des Bildes übermitteln konnten", hieß es in der Mitteilung. "Die Tatsache, dass dieses Angebot von einem Sammler kommt, der einem großen Museum nahe steht, hat den Verkäufer überzeugt, es anzunehmen."
Das Ölgemälde "Judith und Holofernes" war im April 2014 durch Zufall entdeckt worden: Nach einem Wasserschaden öffneten die Besitzer eines Hauses nahe Toulouse im Südwesten Frankreichs einen Verschlag im Dachboden - und fanden dort das Bild.
Ein Auktionshaus beauftragte daraufhin den bekannten Gutachter Eric Turquin, der das Ölgemälde dem italienischen Barockmaler Caravaggio (1571-1610) zuordnete. "Wir haben die Leinwand im Januar drei Wochen lang gesäubert", berichtete Turquin. Dies und eine Röntgenuntersuchung hätten ergeben, dass das Bild stark bearbeitet worden sei. "Das beweist, dass es ein Original ist", betonte Turquin. "Ein Nachahmer nimmt keine Änderungen vor, er kopiert."
Das auf die Zeit von 1600 bis 1610 datierte Ölgemälde zeigt, wie die biblische Heldin Judith den assyrischen Feldherren Holofernes enthauptet. Neben Turquin gehen auch andere Experten inzwischen davon aus, dass das Gemälde von dem als Caravaggio bekannten Maler Michelangelo Merisi stammt.
Allerdings gibt es weiter Zweifel an seiner Echtheit. Das französische Kulturministerium nannte den Fund zwar "sehr wichtig" und verweigerte zunächst die Ausfuhr des Bildes, machte von seinem Vorkaufsrecht aber keinen Gebrauch.
(Y.Leyard--DTZ)