Zwei Tage nach Gebäudeeinsturz in Kambodscha zwei Überlebende aus Trümmern geholt
Zwei Tage nach dem folgenschweren Einsturz eines eines siebenstöckigen Gebäudes in Kambodscha ist unerwartet die Rettung von zwei Männern aus den Trümmern gelungen. Die Überlebenden wurden am Montag geborgen und ins Krankenhaus gebracht, wie ein AFP-Reporter aus dem Badeort Sihanoukville berichtete. Es gab mindestens 28 Todesopfer und etwa zwei Dutzend Verletzte. Anwohner hatten ein solches Unglück bereits befürchtet.
Nach dem Gebäudeeinsturz hatten die Behörden am Montag die Hoffnung auf die Rettung von Überlebenden bereits aufgegeben. Kurz darauf schnitten Rettungskräfte jedoch zwei Überlebende aus den Trümmern und trugen sie auf Bahren in Krankenwagen.
Nachdem die Behörden die Zahl der Todesopfer mit 25 angegeben hatte, sah ein Reporter der Nachrichtenagentur AFP, wie drei weitere Leichen aus den Trümmern geborgen wurden. An der Bergungsaktion waren mehr als tausend Menschen beteiligt, darunter zahlreiche Soldaten und Polizisten.
Zusätzlich zu den Todesopfern waren den Behörden zufolge etwa zwei Dutzend Menschen verletzt worden, als das zu 80 Prozent fertige Gebäude am Samstag eingestürzt war. Zum Zeitpunkt des Unglücks am frühen Morgen (Ortszeit) hatten nach Angaben eines Überlebenden rund 70 Bauarbeiter darin geschlafen. In einem Krankenhaus wartende Angehörige sagten, in den Trümmern müssten noch etwa ein Dutzend Menschen sein.
Der Überlebende Phat Sophal berichtete, die Arbeiter hätten in dem Rohbau geschlafen, als das Gebäude über ihnen zusammengestürzt sei. "Gegen vier Uhr morgens gab es einen lauten Knall. Der Fußboden bebte, plötzlich stürzte das Gebäude ein." Er habe bis zum Bauch in Trümmern festgesteckt und sei erst nach sechs Stunden befreit worden, sagte der Mann.
"Ich habe meinen Mann und meinen Neffen verloren", sagte die 47-jährige Khim Pov unter Tränen. Ihrem Sohn sei es gelungen, sich aus den Trümmern zu befreien. Sie habe keine Hoffnung, dass ihr Mann lebend gefunden werde. "Die Leichen, die sie geborgen haben, wurden zerquetscht."
Der kambodschanische Ministerpräsident Hun Sen sah bei der Rettung der zwei Überlebenden am Montag zu. Als Konsequenz aus dem Unglück ordnete der seit Jahrzehnten herrschende Regierungschef eine Inspektion aller Baustellen in Sihanoukville an. Der chinesische Eigentümer des Gebäudes sowie zwei weitere Chinesen und ein kambodschanischer Landbesitzer waren zuvor bereits zur Befragung in Gewahrsam genommen worden.
Hun Sen Er warf dem chinesischen Bauunternehmen "Fahrlässigkeit" vor. Der Gouverneur der Provinz Preah Sihanouk, Yun Min, übernahm am Montag die politische Verantwortung für das Unglück und erklärte seinen Rücktritt. Die chinesische Botschaft in Phnom Penh sprach den Hinterbliebenen der Opfer ihr Mitgefühl aus. Sie sprach sich ebenfalls für eine "gründliche Untersuchung" aus.
Anwohner des eingestürzten Gebäudes sagten, ein solches Unglück sei absehbar gewesen. "Wir sind schon lange über die Qualität dieser chinesischen Gebäude besorgt", sagte etwa Sock Dara.
Das ehemalige Fischerdorf Sihanoukville im Südwesten Kambodschas ist zu einem beliebten Ziel für westliche Rucksacktouristen und inzwischen auch für wohlhabende Russen geworden. Chinesische Investoren haben einen Bauboom ausgelöst. Es gibt rund 50 Casinos in chinesischer Hand, dutzende Hotelanlagen befinden sich im Bau. Zwischen 2016 und 2018 investierten die chinesische Regierung und private chinesische Unternehmen in der Provinz Preah Sihanouk nach offiziellen Angaben eine Milliarde Dollar (877 Millionen Euro).
Kambodscha ist eines der ärmsten Länder Südostasiens und bekannt für laxe Sicherheitsvorschriften und Arbeitsschutzmaßnahmen. Unfälle auf Baustellen sind häufig.
(A.Nikiforov--DTZ)