Mindestens 18 Tote nach Gebäudeeinsturz in Kambodscha
Nach dem Einsturz eines Rohbaus in Kambodscha ist die Zahl der Toten auf 18 gestiegen. 24 Menschen wurden verletzt, einige von ihnen schwer, wie die Behörden am Sonntag mitteilten. Das siebenstöckige Gebäude war am Samstagmorgen im Küstenort Sihanoukville eingestürzt, als dutzende Bauarbeiter darin geschlafen hatten. Mehr als tausend Menschen suchten in den Trümmern nach Überlebenden. Vier Menschen wurden festgenommen.
Das Gebäude, das zu 80 Prozent fertig gestellt war, gehörte einem chinesischen Unternehmen. Die Polizei nahm am Samstag vier Menschen fest, darunter der chinesische Besitzer des Gebäudes, der Chef des Bauunternehmens und ein Subunternehmer. Auch diese beiden Unternehmen sind in chinesischer Hand. Zudem wurde der kambodschanische Grundbesitzer von der Polizei befragt.
Zahlreiche Soldaten und Polizisten halfen bei der Suche nach Vermissten. Rettungskräfte mit Schutzhelmen zogen am Samstagnachmittag den bisher letzten Überlebenden aus dem Berg aus Beton-, Holz- und Metalltrümmern.
Der Überlebende Phat Sophal sagte, die Arbeiter hätten in dem Rohbau geschlafen, als das Gebäude über ihnen zusammengestürzt sei. "Gegen vier Uhr morgens gab es einen lauten Knall. Der Fußboden bebte, plötzlich stürzte das Gebäude ein." Er habe bis zum Bauch in Trümmern festgesteckt und sei erst nach sechs Stunden befreit worden, sagte der Mann. "Mein Neffe und mein Schwager haben auch in der Nähe geschlafen. Alle haben geschrien und um Hilfe gerufen. Wenige später habe ich sie nicht mehr gehört. Ich glaube nicht, dass sie überlebt haben."
Wie viele Menschen sich zum Zeitpunkt des Unglücks in dem Rohbau aufhielten, war unklar. Zunächst hatten die Behörden mitgeteilt, dass 30 Menschen unter den Trümmern verschüttet sein könnten. Nach Angaben des Überlebenden hatten rund 70 Bauarbeiter im zweiten, dritten und vierten Stockwerk geschlafen. In den oberen Stockwerken hätten sich zudem noch Elektriker aus China aufgehalten. Bis Sonntagnachmittag hatten die Rettungskräfte nach Behördenangaben noch nicht einmal die Hälfte des Trümmerbergs durchsucht.
Auch die Untersuchungen zur Unglücksursache dauerten an. Kambodschas Ministerpräsident Hun Sen sprach von Fahrlässigkeit. Die Tragödie sei "schmerzvoll" für das ganze Land sowie die Hinterbliebenen, sagte er. Er kündigte eine Entschädigung von 10.000 Dollar (8795 Euro) für die Angehörigen jedes Opfers an.
Das ehemalige Fischerdorf Sihanoukville im Südwesten Kambodschas ist zu einem beliebten Ziel für westliche Rucksackreisende und inzwischen auch für wohlhabende Russen geworden. Chinesische Investoren haben einen Bauboom ausgelöst. Es gibt rund 50 Casinos in chinesischer Hand, dutzende Hotelanlagen befinden sich im Bau.
Zwischen 2016 und 2018 investierten die chinesische Regierung und private chinesische Unternehmen in der Provinz Preah Sihanouk nach offiziellen Angaben eine Milliarde Dollar (877 Millionen Euro).
Kambodscha ist eines der ärmsten Länder Südostasiens und bekannt für laxe Sicherheitsvorschriften und Arbeitsschutzmaßnahmen. Unfälle auf Baustellen sind häufig.
(Y.Leyard--DTZ)