Deutsche Tageszeitung - Belugas aus chinesischem Freizeitpark nach Island geflogen

Belugas aus chinesischem Freizeitpark nach Island geflogen


Belugas aus chinesischem Freizeitpark nach Island geflogen
Belugas aus chinesischem Freizeitpark nach Island geflogen / Foto: ©

Freiheit statt Freizeitpark: In einer aufwändigen Aktion sind zwei Beluga-Wale aus einem chinesischen Vergnügungspark in ein Meeresreservat nach Island gebracht worden. Ein Flugzeug mit den beiden jeweils knapp eine Tonne schweren Weißwal-Damen Little White und Little Grey landete am Mittwoch in Island. Die vier Meter langen Meeressäuger waren in eigens angefertigten Wassertanks transportiert worden und vorab auf die neuen Herausforderungen vorbereitet worden.

Textgröße ändern:

Nach dem Flug um den halben Erdball trafen die jeweils rund 900 Kilogramm schweren Belugas am Mittwoch auf dem internationalen Keflavik-Flughafen nahe der isländischen Hauptstadt Reykjavik ein, wie ein Reporter der Nachrichtenagentur AFP berichtete. Nach einer Kontrolle durch den Zoll stand eine Begutachtung durch Tierärzte der isländischen Lebensmittel- und Veterinärbehörde an.

Per Lastwagen und Fähre sollten die beiden zwölfjährigen Wale dann in die Klettsvik-Bucht bei der südlich von Island gelegenen Insel Heimaey gebracht werden. Die mit einem Netz abgesperrte Bucht ist nach Angaben der Tierschutzorganisation Sea Life Trust das erste Meeresreservat für Belugas weltweit.

Das Schutzgebiet soll den Walen auf einer Fläche von 32.000 Quadratmetern ein Leben in einer möglichst natürlich Umgebung ermöglichen. In freier Wildbahn dürften sie alleine nicht lange überleben.

Little White und Little Grey waren vermutlich zwei oder drei Jahre alt, als sie in russischen Gewässern in der Arktis gefangen wurden. Sie lebten zuletzt im Freizeitpark Changfeng Ocean World in der chinesischen Metropole Shanghai.

In den vergangenen eineinhalb Jahren wurden sie auf ihr neues Leben im Meeresreservat vorbereitet. So wurden sie darin trainiert, länger den Atem anzuhalten. Auch gab es Muskeltraining, damit die Tiere mit den Gezeiten und Strömungen in der Klettsvik-Bucht zurecht kommen. Außerdem wurde vorab dafür gesorgt, dass die Tiere mehr Fett ansetzen, um besser für das Leben im kalten Meerwasser gerüstet zu sein.

"Wir haben in den letzten 18 Monaten mit Little White und Little Grey gearbeitet, damit sie bereit für die lange Reise sind und so ruhig und entspannt wie möglich", sagte Andy Bool von Sea Life Trust. Nach ihrer Ankunft im Meeresreservat werden die Wale weiter betreut, damit sie die neuen Herausforderungen meistern.

Mahnendes Beispiel ist der aus dem Film "Free Willy" bekannt gewordene Orca Keiko, der nach einem Leben in einem Freizeitpark und dem Dreh zu dem bekannten Film ebenfalls in der Klettsvik-Bucht in die Freiheit entlassen worden war. Er kam mit seiner neuen Umgebung nicht zurecht und starb anderthalb Jahre später.

Little White und Little Grey können auch in ihrer neuen Umgebung von Besuchern bestaunt werden. Kleine Touristengruppen sollen sich den Belugas in Booten nähern dürfen.

Außerdem sollen noch weitere Weißwale in das Meeresreservat gebracht werden. Auf diese Weise werde das Schutzgebiet hoffentlich "eine Blaupause für die Schaffung von Schutzgebieten in anderen Teilen der Welt", erklärte Cathy Williamson von der Hilfsorganisation Whale and Dolphin Conservation. Tierschützer weisen auf die Ironie hin, dass die Wale ausgerechnet nach Island gebracht werden - ein Land, das sich vehement gegen ein internationales Walfang-Verbot stellt.

Das Meeresreservat wurde insbesondere durch eine Millionenspende der Unternehmensgruppe Merlin Entertainment ermöglicht, zu dem unter anderem die Legoland-Freizeitparks und die Sea-Life-Aquarien gehören. Ihr gehört auch der Freizeitpark in Changfeng, in dem Little White und Little Grey bislang lebten.

Belugas werden normalerweise zwischen 40 und 60 Jahre alt. Schätzungen zufolge leben weltweit mehr als 3000 Wale und Delfine in Gefangenschaft.

(P.Vasilyevsky--DTZ)

Empfohlen

Inhaftiertem russischen Dichter droht laut Ehefrau Tötung hinter Gittern

Die Frau des seit gut zwei Jahren inhaftierten russischen Dichters Artjom Kamardin fürchtet nach eigenen Angaben um das Leben ihres Mannes. "Ich fürchte, sie werden ihn töten", sagte die nach wie vor in Russland ansässige Alexandra Popowa der Nachrichtenagentur AFP während eines Besuchs in Paris. Russische Sicherheitskräfte hätten ihren Mann während seiner Festnahme sexuell missbraucht, ihr selbst hätten sie eine Gruppenvergewaltigung angedroht.

Eilantrag gegen Verbot von Palästinensergruppe scheitert vor OVG Nordrhein-Westfalen

Ein Eilantrag gegen das Verbot der als antisemitisch eingestuften Gruppierung Palästina Solidarität Duisburg (PSDU) ist vor dem nordrhein-westfälischen Oberverwaltungsgericht gescheitert. Das Landesinnenministerium gehe zu Recht davon aus, dass der Verein sich gegen den Gedanken der Völkerverständigung richte, indem er kontinuierlich gegen den Staat Israel hetze, erklärte das Gericht am Freitag in Münster. Nordrhein-Westfalen hatte die Gruppe im Frühling verboten.

Prozess wegen sexueller Übergriffe gegen mutmaßlichen Sektenchef in Hamburg begonnen

Ein mutmaßlicher Sektenanführer muss sich seit Freitag wegen sexueller Übergriffe und Körperverletzung vor dem Landgericht in Hamburg verantworten. Laut Anklage soll der 52-Jährige zwischen 2017 und 2020 mehrfach junge weibliche Anhängerinnen seiner Sekte gedrängt haben, ihm etwa im Rahmen von Ritualen sexuelle Wünsche zu erfüllen.

22-Jähriger in Berliner Stadtteil Friedrichshain homophob beleidigt und geschlagen

Im Berliner Stadtteil Friedrichshain ist ein 22-Jähriger homophob beleidigt und zusammengeschlagen worden. Zwei Unbekannte traten den Geschädigten in der Nacht zum Freitag in den Rücken und brachten ihn zu Fall, wie die Polizei mitteilte. Anschließend schlugen traten sie auf ihn ein, besprühten ihn mit Reizgas und beleidigten ihn homophob.

Textgröße ändern: