Indiens Bahn löst mit Massage-Angebot Kontroverse aus
Mit der Ankündigung, künftig Massagen an Bord einiger Züge anzubieten, hat die indische Eisenbahngesellschaft Empörung auf sich gezogen. Ein Parlamentsabgeordneter kritisierte das Vorhaben als Widerspruch zur "indischen Kultur". Zahlreiche Kunden forderten das Unternehmen in den sozialen Medien auf, zuerst andere Probleme anzupacken - wie saubere Toiletten.
Unter Verweis auf Frauenrechtsgruppen sagte Shankar Lalwani, Abgeordneter der hindunationalistischen Bharatiya-Partei von Regierungschef Narendra Modi, solche "Dienstleistungen an öffentlichen Orten" seien unangemessen und widersprächen der indischen Kultur. Massagen von Fremden dürften nicht in der Anwesenheit von Frauen erfolgen.
In den sozialen Medien regte sich Widerstand gegen die Prioritätensetzung der staatlichen Eisenbahn. "Die Bahn sollte sich auf einen sicheren, zuverlässigen und schnellen Transport konzentrieren anstatt auf solche verzweifelten, dummen, drittklassigen Ideen!", schrieb ein Twitter-Nutzer. Ein anderer rief das Unternehmen dazu auf, sich um saubere Toiletten zu kümmern: "Massagen braucht man auf Reisen nicht, Toiletten schon."
Das indische Eisenbahnnetz gehört zu den größten der Welt. 25 Millionen Menschen fahren in Indien täglich mit der Bahn. Doch das Staatsunternehmen hat angesichts von Unterfinanzierung und mangelnder Infrastruktur mit Sicherheits- und Hygieneproblemen zu kämpfen. 2017 erklärte eine Regierungsbehörde das Essen an Bord der indischen Bahn als "zum Konsum durch Menschen ungeeignet". Im vergangenen Jahr machte ein Video die Runde, das einen Bahnbeschäftigten bei der Zubereitung von Tee aus Toilettenwasser zeigte.
(A.Stefanowych--DTZ)