Angehörige und Weggefährten erweisen Regierungspräsident Lübcke die letzte Ehre
Gut eineinhalb Wochen nach dem gewaltsamen Tod des nordhessischen Regierungspräsidenten Walter Lübcke haben zahlreiche Menschen am Donnerstag mit einem Trauergottesdienst in Kassel des Getöteten gedacht. Zu den Rednern vor den Teilnehmern in der Martinskirche, darunter Angehörige und Wegbegleiter des Spitzenbeamten, zählte auch Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU). Polizei und Bundeswehr hielten eine Ehrenwache, der Sarg war mit der hessischen Landesflagge bedeckt.
Lübcke war in der Nacht zum 26. Mai tot auf der Terrasse seines Wohnhauses im nordhessischen Wolfhagen-Istha aufgefunden worden. Laut Obduktion wurde er mit einer Kurzwaffe aus nächster Nähe erschossen. Im Zuge der Ermittlungen nahm die Polizei am Samstag einen Mann vorübergehend fest. Seine Befragung ergab aber keine Anhaltspunkte für eine Tatbeteiligung. Er wurde daraufhin freigelassen.
Damit bleiben die genauen Todesumstände des 65 Jahre alt gewordenen Behördenleiters zunächst unklar. Auf scharfe Kritik waren pietätlose rechte Reaktionen in sozialen Netzwerken auf Lübckes Tod gestoßen. Als Regierungspräsident war Lübcke im Jahr 2015 auch für die Einrichtung von Erstaufnahmelagern für Flüchtlinge in seinem Regierungsbezirk zuständig.
Auf Anfeindungen bei einer Bürgerversammlung sagte er einmal, es lohne sich, in Deutschland zu leben und für die hiesigen Werte einzutreten. "Wer diese Werte nicht vertritt, kann dieses Land jederzeit verlassen - das ist die Freiheit eines jeden Deutschen." Sein Tod wurde in sozialen Netzwerken von rechten Akteuren teils mit Häme und Schadenfreude kommentiert.
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier verurteilte solche Reaktionen zuletzt scharf. Wie manche Akteure in den sozialen Medien sich über Lübckes Tod hermachten "und Genugtuung zeigen, geradezu Beifall klatschen, das ist einfach nur zynisch, geschmacklos, abscheulich, in jeder Hinsicht widerwärtig", sagte das Staatsoberhaupt.
(Y.Ignatiev--DTZ)