Prozess um massenhaften Kindesmissbrauch von Lügde beginnt am 27. Juni
Der Strafprozess gegen die drei Angeklagten im Missbrauchsfall von Lügde beginnt am 27. Juni. Das Landgericht Detmold ließ die Anklagen der Staatsanwaltschaft zur Hauptverhandlung zu und beraumte zunächst insgesamt zehn Verhandlungstage an, wie ein Justizsprecher am Mittwoch in der nordrhein-westfälischen Stadt weiter mitteilte. Damit gab das Gericht grünes Licht für die strafrechtliche Aufarbeitung eines der größten Missbrauchsfälle der vergangenen Jahre.
Wegen der jahrelangen Missbrauchsserie auf dem Campingplatz von Lügde im nordrhein-westfälische Kreis Lippe müssen sich in dem bevorstehenden Prozess drei Männer verantworten: der 56-jährige frühere Dauercamper Andreas V. aus Lügde, der 49 Jahre alte Heiko V. aus dem niedersächsischen Stade und der 34-jährige Mario S. aus Steinheim im nordrhein-westfälischen Kreis Höxter.
Allein dem mutmaßlichen Haupttäter Andreas V. legt die Detmolder Staatsanwaltschaft insgesamt 298 Straftaten zur Last, die er an 23 Kindern begangen haben soll. Unter anderem soll er an Kindern den Beischlaf vollzogen oder ähnliche sexuelle Handlungen an ihnen vorgenommen haben, die mit einem Eindringen in den Körper verbunden gewesen sein sollen. Auch soll er zwei Kinder veranlasst haben, sexuelle Handlungen aneinander vorzunehmen.
Der 34-jährige Mario S. soll von 1999 bis zum Januar dieses Jahres in 162 Fällen sexuellen und schweren sexuellen Missbrauch von Kindern begangen haben. Der Angeklagte aus Steinheim soll sich dabei an acht Mädchen und neun Jungen vergangen haben.
Dem Angeklagten Heiko V. wirft die Anklage unter anderem in zwei Fällen Anstiftung zum schweren sexuellen Missbrauch von Kindern, in einem Fall Beihilfe zum sexuellen Kindesmissbrauch und in einem weiteren Fall die Vornahme sexueller Handlungen vor einem Kind vor. Der Mann aus Stade soll von Herbst 2010 bis zum Frühjahr 2011 in mindestens vier Fällen an Webcamübertragungen des 56-Jährigen teilgenommen haben.
Nach früheren Gerichtsangaben sind in dem Lügde-Verfahren derzeit 24 Nebenkläger zugelassen, die von 14 verschiedenen Rechtsanwälten vertreten werden. Der Missbrauchsskandal von Lügde im Kreis Lippe wurde Ende Januar bekannt. Mehr als 40 Kinder sollen auf dem Campingplatz in der nordrhein-westfälischen Stadt sexuell missbraucht worden sein.
Die meisten der betroffenen Kinder waren zur Tatzeit zwischen drei und 14 Jahre alt. In dem Fall gab es wiederholt schwere Ermittlungspannen wie etwa das Verschwinden von Beweismitteln.
(O.Tatarinov--DTZ)