Fußballliga sieht Idee zu Fonds für Fußballrisikospiele kritisch
Vor der Innenministerkonferenz der Länder hat sich die Deutsche Fußballliga (DFL) kritisch zu der Bremer Idee eines Fonds zur Kostenbeteiligung an Polizeieinsätzen bei sogenannten Risikospielen geäußert. Es sei "der falsche Weg", die öffentliche Sicherheit "mit einem Preisschild zu versehen", schrieb DFL-Präsident Reinhard Rauball am Mittwoch in einem Gastbeitrag für den "Weser-Kurier". Dadurch würden weder Gewaltprobleme gelöst noch die Polizei entlastet.
Bremen möchte auf der Konferenz der Innenminister über seine Idee eines Fonds diskutieren lassen, in den die Profivereine der ersten und zweiten Fußballbundesliga einzahlen sollen. Aus diesem soll ein Teil der Extrakosten bezahlt werden, die bei sogenannten Risikospielen durch Polizeieinsätze entstehen, die das übliche Maß überschreiten.
Bremen bemüht sich seit längerem darum, die Vereine an den Kosten zu beteiligen. Nach einem längerem Rechtsstreit mit der DFL bekam das Land im März vor dem Bundesverwaltungsgericht in Leipzig Recht. Demnach ist es prinzipiell zulässig, dass das Land der Liga eine Gebühr für polizeibedingte Extrakosten bei einer "kommerziellen Hochrisikoveranstaltung" wie einem Fußballspiel in Rechnung stellt.
Der Bremer Ansatz ist allerdings umstritten, auch in den Reihen der übrigen Bundesländer. Nordrhein-Westfalens Innenminister Herber Reul (CDU) äußerte sich in der "Rheinischen Post" skeptisch. Es werde "kein einziger Hooligan der Gewalt abschwören, nur weil wir seinem Verein in Zukunft eine Rechnung schicken". Die Gewerkschaft der Polizei bewertete den Vorstoß dort ebenfalls kritisch. Gewaltprobleme würde nicht durch Gebührenbescheide gelöst.
Die Innenminister treffen sich in Kiel, um über diverse Themen zu beraten. Dazu gehören auch der Kampf gegen Computerkriminalität und Wohnungseinbrüche sowie Fragen der Flüchtlingspolitik. Die Konferenz beginnt offiziell am Donnerstag, am Mittwoch finden Vorgespräche statt.
Als Hochrisikospiele gelten Partien, in denen verstärkt mit Gewalt durch Hooligans zu rechnen ist. Die Polizei ist deshalb mit mehr Kräften als üblich im Einsatz. Nach beispielhaften Berechnungen aus Bremen anhand der Fußballsaison 2017/18 waren rechnerisch mehr als tausend Polizisten ausschließlich zur Absicherung von Spielen der ersten und zweiten Liga im Einsatz. Über den Fonds bekämen die Länder dafür etwa 35 Millionen bis 40 Millionen Euro erstattet.
Einzahlen sollen demnach nur Vereine der ersten und zweiten Liga. Clubs in unteren Ligen, in denen es eine Vielzahl von Risikospielen gibt, sollen nach den Bremer Plänen verschont bleiben. Die Liga soll intern selbst klären, wie sie die Kosten für den Fonds aufteilt.
Bremens Innensenator Ulrich Mäurer (SPD) warb für seine Idee. Nötig sei eine flächendeckend einheitliche Lösung. "Ein bundesweiter Fonds vermeidet komplizierte Abrechnungen, ist für alle Seiten planbar und verteilt die Lasten gerecht", erklärte er. Die Modalitäten solle eine Arbeitsgruppe aus "interessierten Ländern" und dem Bund erarbeiten.
DFL-Präsident Rauball sprach sich dagegen für einen anderen Weg aus. Liga, Vereine und Deutscher Fußballbund engagierten sich seit Jahren mit Millionenbeiträgen und großem Engagement gegen Gewalt, schrieb er im "Weser-Kurier". Erfolgversprechender seien sogenannte Stadionallianzen aus Klubs und Sicherheitsbehörden. Dadurch sei es etwas in Baden-Württemberg gelungen, Polizeieinsätze zu reduzieren.
(Y.Ignatiev--DTZ)