Indische Stadt nach brutaler Ermordung von Zweijähriger unter Hochspannung
Nach dem brutalen Mord an einem zweijährigen Mädchen in Indien wächst die Angst vor gewaltsamen Zusammenstößen zwischen radikalen Hindus und der muslimischen Minderheit. Die Behörden entsandten am Dienstag hunderte Polizisten in die nordindische Kleinstadt Tappal, in der die Zweijährige Ende Mai entführt und getötet worden war. Zudem wurde die Stadt vom Internet abgeschnitten.
Der Fall hatte vergangene Woche landesweit für Empörung gesorgt: Die Kleine war nach Polizeiangaben wegen offener Schulden ihres Großvaters in Höhe von umgerechnet 127 Euro verschleppt und erwürgt worden, ihre Leiche wurde Tage später auf einer Müllkippe entdeckt. Für zusätzliche Spannungen sorgten Berichte, wonach das Opfer hinduistisch war, seine mutmaßlichen Mörder aber der muslimischen Minderheit angehörten.
Radikale Hindu-Gruppierungen machen seit Tagen in der kleinen Ortschaft mobil. Sie fordern die "sofortige Bestrafung" der mutmaßlichen Täter. Am Montag hinderte die Polizei einen prominenten Anführer der rechtsextremen Vishwa Hindu Parishad am Besuch der Opfer-Familie, gleichzeitig untersagte sie Versuche einer anderen Gruppierung, eine "große Versammlung" einzuberufen. Derzeit sei alles unter Kontrolle, sagte ein Vertreter der Bezirksverwaltung am Dienstag der Nachrichtenagentur AFP.
Nach Angaben der indischen Nachrichtenagentur PTI versuchen die Behörden auch, die Weitergabe von Gerüchten und falschen Nachrichten im Internet zu unterbinden. Trotz mehrfacher Dementi halten sich hartnäckig Berichte, die Zweijährige sei vor ihrem Tod vergewaltigt worden.
Die "Times of India" berichtete unterdessen von einem Angriff auf eine muslimische Familie in der Gegend. Ihr Minibus sei am Sonntag von Männern auf Motorrädern attackiert worden, berichtete eines der Opfer dem Blatt. Diese schlugen demnach auf Insassen des Busses ein, bis eine mitreisende Hinduistin einschritt.
Die Spannungen zwischen Hindus und Muslimen haben sich seit Regierungsantritt von Premierminister Narendra Modi und seiner hindu-nationalistischen Partei BJP vor fünf Jahren deutlich verschärft. Modis Kritiker werfen ihm vor, die religiösen Spaltungen in dem Land vertieft zu haben. Seit der triumphalen Wiederwahl Modis und seiner BJP hoffen Hardliner, die Vormachtstellung der Hindus weiter ausbauen zu können.
(Y.Leyard--DTZ)