Patientenschützer fordern weitere Konsequenzen aus Fall von Serienmörders Högel
Die Deutsche Stiftung Patientenschutz fordert weitere Konsequenzen aus der Mordserie des ehemaligen Krankenpflegers Niels Högel. "Um mögliche Täter abzuschrecken, muss in Kliniken und Heimen eine Kultur des Hinschauens gelebt werden", sagte Vorstand Eugen Brysch der "Neuen Osnabrücker Zeitung" vom Donnerstag. Nötig seien länderübergreifende, einheitliche Lösungen für alle 2000 Krankenhäuser und 14.500 Pflegeheime.
"Für alle Einrichtungen braucht es eine unabhängige und externe Anlaufstelle, bei der anonyme Hinweisgeber verdächtige Vorkommnisse melden können", forderte Brysch. Eine offene Fehlerkultur schaffe kein Misstrauen, sondern stärke das Team.
Brysch dringt zudem auf eine lückenlose, standardisierte Kontrolle der Medikamentenabgabe. Auch müsse eine amtsärztliche, qualifizierte Leichenschau verbindlich vorgeschrieben werden. Zudem sei es an der Zeit, "dass in allen Ländern endlich Schwerpunktstaatsanwaltschaften und zentrale Ermittlungsgruppen für Delikte in Pflege und Medizin eingerichtet werden".
Im Prozess am Landgericht Oldenburg wurde Högel am Vormittag wegen 85 weiterer Morde an Klinikpatienten zu lebenslanger Haft verurteilt. Das Gericht stellte zudem die besondere Schwere der Schuld fest, was eine vorzeitige Haftentlassung nach 15 Jahren ausschließt.
Angeklagt waren ursprünglich 100 Fälle, die bei systematischen Nachforschungen entdeckt worden waren. Der 42-Jährige hatte zuvor bereits zweimal wegen einzelner Taten vor Gericht gestanden. Er wurde in den Prozessen schon wegen sechs Patiententötungen verurteilt.
(W.Uljanov--DTZ)