Auch Verteidigung fordert lebenslange Haft für Ex-Krankenpfleger Niels Högel
Im Prozess um die beispiellose Mordserie des früheren Krankenpflegers Niels Högel hat am Mittwoch auch die Verteidigung auf eine lebenslange Haftstrafe plädiert. Sie ging nach Angaben einer Sprecherin des Landgerichts in Oldenburg zum Abschluss des rund siebenmonatigen Prozesses gegen ihren Mandanten von 55 Morden sowie 14 versuchten Morden aus. In 31 der 100 angeklagten Fälle forderte sie Freispruch.
Högel selbst entschuldigte sich demnach im sogenannten letzten Wort für seine "schrecklichen Taten" und bat alle davon Betroffenen um Entschuldigung. Er bereue die Taten und schäme sich. Die Öffentlichkeit rief er auf, Ärzten und Pflegern zu vertrauen. Er sei ein Einzelfall.
Das Urteil soll am Donnerstag verkündet werden. Die Staatsanwaltschaft fordert eine lebenslange Haftstrafe wegen 97 Morden und sieht die besondere Schwere der Schuld als gegeben an. Der bereits wegen sechs Patiententötungen zu einer lebenslangen Gefängnisstrafe verurteilte Högel muss sich wegen weiterer 100 Morde verantworten, die er von 2000 bis 2005 in zwei niedersächsischen Kliniken verübt haben soll.
Der frühere Intensivpfleger soll Patienten eigenmächtig Medikamente verabreicht haben, um lebensgefährliche Zustände auszulösen und sie wiederzubeleben. Viele Opfer starben dabei. Nach Überzeugung der Staatsanwaltschaft beging er die Taten, um Kollegen und Vorgesetzte zu beeindrucken und sich als mutmaßlicher "Retter" feiern zu lassen.
(W.Uljanov--DTZ)