Leichnam in tausend Jahre altem Mainzer Sarkophag stellt Forscher vor Rätsel
Der in einem tausend Jahre alten Sarkophag in Mainz gefundene Leichnam stellt das Forscherteam um den Archäologen Guido Faccani vor Rätsel. Nach der Öffnung des Sarkophags war am Dienstag zunächst unklar, ob es sich bei dem Toten um den ehemaligen Mainzer Erzbischof Erkanbald handelt. Fest stand jedoch, dass die Leiche vor ihrer Bestattung mit Ätzkalk behandelt wurde, wie Faccani nach ersten Untersuchungen erläuterte.
Der Tote sei vermutlich damit behandelt worden, "um den Verwesungsprozess zu beschleunigen". Es könne verschiedene Gründe gegeben haben, warum die Leiche schneller habe verwesen sollen. Einer davon könne gewesen sein, dass die Ausbreitung von Gerüchen in der Kirche habe verhindert werden sollen. "Nicht einmal Zähne waren zu finden", sagte Faccani.
Spezialisten, die die Gebeine röntgen sollten, mussten unverrichteter Dinge wieder abziehen. Die Knochen waren zu sehr zersetzt, übrig waren großteils nur Fragmente. Das 14-köpfige Forscherteam fand zudem Überreste von Stoff, die zusammen mit Gewebeproben in den kommenden Tagen analysiert werden sollen. Laut Faccani stand aber bereits fest, dass es sich bei dem Toten um einen kirchlichen Würdenträger handelt.
Zudem gab es Hinweise darauf, dass der Sarkophag vor der Bestattung der Leiche umgebaut wurde. "Die ältere Gestaltung des Innern wurde fast komplett abgeschlagen", sagte Faccani. Es sei denkbar, dass der Sarkophag zweimal benutzt wurde. Eventuell sei die Wanne des Sarkophags bearbeitet worden, um sie an die Größe des Toten anzupassen. Dennoch gebe es keine Hinweise darauf, dass der Sarkophag in den vergangenen tausend Jahren geöffnet wurde.
Das katholische Bistum Mainz und die evangelische Kirche hatten sich durch die Öffnung des Sarkophags neue Erkenntnisse zur Funktion des alten Doms im ersten Jahrtausend erhofft. Sie vermuteten Erzbischof Erkanbald im Innern, der von 1011 bis zu seinem Tod 1021 Mainzer Bischof war.
Die Forscher erhoffen sich weitere Funde in den kommenden Tagen. Der Sarkophag soll mit einem Metalldetektor abgesucht werden, um Reste eines Rings zu finden. "Es ist immer noch möglich, dass der Tote tatsächlich Erkanbald ist", sagte Faccani.
(O.Tatarinov--DTZ)