Umfrage zeigt Zweifel an Gerechtigkeit des deutschen Organspendesystems
Vor allem ältere Bundesbürger haben Zweifel an der Gerechtigkeit des Organspendesystems. Mehr als ein Drittel (36 Prozent) halten das Transplantationssystem in Deutschland nicht für gerecht, wie aus einer Umfrage der Deutschen Stiftung Patientenschutz hervorgeht, die der Nachrichtenagentur AFP am Samstag vorlag. Die Hälfte der Befragten (50 Prozent) hält das System hingegen für gerecht.
Erhebliche Unterschiede zeigen sich in den Altersgruppen. Während bei den 14- bis 29-Jährigen fast zwei Drittel (65 Prozent) meinen, dass das Organspendesystem gerecht sei, sinkt die Zustimmung mit dem Alter. Bei den 30- bis 59-Jährigen denkt weniger als die Hälfte so (47 Prozent), bei den über 60-Jährigen halten nur 44 Prozent das System für gerecht. Das Marktforschungsunternehmen Kantar hatte für die Erhebung Mitte Mai 1025 Menschen ab 14 Jahren befragt.
Die Stiftung Patientenschutz kritisierte, alle bisherigen Bemühungen und Gesetzentwürfe zum Thema Organspende ließen die Gerechtigkeitsfrage außer Acht. Das Vertrauen in die Gerechtigkeit sei aber "eine Voraussetzung für eine positive Stimmung bei der Organspende", sagte Vorstand Eugen Brysch der Nachrichtenagentur AFP.
Er forderte, die Verantwortung für das Transplantationssystem müsse auf eine staatliche Institution übertragen werden. Bisher seien die Schlüsselfunktionen wie Organisation und Durchführung von privatrechtlichen Akteuren besetzt. Selbst bei den Verteilungsregeln und der Kontrolle sei der Staat weitestgehend außen vor. Daher sei es nicht verwunderlich, dass letztlich nur 36 Prozent einen Organspendeausweis besäßen, kritisierte Brysch.
(O.Tatarinov--DTZ)