Starke Strömung behindert Suche nach Opfern von Schiffsunglück in Budapest
Nach dem schweren Schiffsunglück auf der Donau in Budapest behindern Hochwasser und starke Strömung die Suche nach den 21 Vermissten. Bisher konnten Taucher das in sechs Metern Tiefe liegende Schiff nicht erreichen, wie der ungarische Außenminister Peter Szijarto am Freitag sagte. Der mit südkoreanischen Touristen besetzte Ausflugsdamper war am Mittwochabend mit einem fünf Mal größeren Donau-Kreuzfahrtschiff zusammengestoßen und binnen Sekunden gesunken. Nur sieben der insgesamt 35 Insassen wurden gerettet. Der Kapitän des Kreuzfahrtschiffs wurde inzwischen festgenommen.
Die Rettungskräfte vermuten, dass sich die meisten Vermissten im Inneren des gesunkenen Schiffes befinden, da es zum Zeitpunkt des Unglücks in Strömen regnete. Seit Freitag verstärkt ein südkoreanisches Tauchteam die ungarischen Kollegen. Es traf am Morgen gemeinsam mit Außenministerin Kyung Wha Kang in der ungarischen Hauptstadt ein, wegen der reißenden Strömung waren jedoch zunächst keine Tauchgänge möglich.
Gemeinsam mit ihrem ungarischen Kollegen Szijjarto besuchte Kang die Unglücksstelle. Sie gebe die Hoffnung auf weitere Überlebende nicht auf, sagte sie anschließend vor der Presse. Ihr ungarischer Kollege äußerte sich vorsichtiger. Nach wochenlangem Regen seien Wetter und Strömung "gegen uns", sagte Szijjarto. "Unter Wasser ist die Sicht gleich Null, und der Pegel steigt weiter". Ungarn werde jedoch alles tun, um die Vermissten zu finden und die Tragödie aufzuklären.
Der Unfall ereignete sich auf einem bei Touristen beliebten Abschnitt der Donau, der einen Blick auf die Stadt und das in der Nacht beleuchtete Parlament bietet. Jeden Tag tummeln sich dort dutzende kleine Ausflugsdampfer sowie größere Flusskreuzfahrtschiffe.
Von der Polizei veröffentlichte Überwachungsvideos zeigen, wie das Kreuzfahrtschiff "Sigyn" des norwegischen Unternehmens Viking mit großer Geschwindigkeit auf den kleinen Dampfer zufährt. Der 64-jährige ukrainische Kapitän der "Sigyn" wurde am Donnerstag in Gewahrsam genommen. Nach Angaben der Polizei wird gegen ihn wegen "krimineller Fahrlässigkeit" ermittelt.
Den Insassen an Bord der "Sigyn" geschah nichts. "Wir haben nicht einmal einen Stoß gespürt", berichtete die 66-jährige US-Touristin Ginger Brinton. Sie hätten das Unglück erst bemerkt, als sie Menschen im Wasser gesehen hätten: "Es war schrecklich".
Südkoreanische Überlebende schilderten der Nachrichtenagentur Yonhap, wie sie sich nach dem plötzlichen Untergang ihres Schiffs gerade noch an Bojen festhalten konnten und hilflos zusehen mussten, wie andere von der Strömung fortgerissen wurden. Drei der sieben bislang geborgenen Leichen wurden mehrere Kilometer flussabwärts entdeckt.
An Bord des Ausflugschiffs waren neben den 31 Touristen und ihren Reiseleitern der einheimische Kapitän und ein Besatzungsmitglied. Sie zählen zu den Vermissten. Die Suche nach den Vermissten erstreckt sich von Budapest die gesamte südliche Donau entlang bis nach Serbien.
Am Ufer unweit der Unglücksstelle an der Margaretenbrücke erinnerten Blumen und Kerzen an die Opfer des schweren Unglücks. Für den Abend war eine Gedenkwache vor der südkoreanischen Botschaft geplant. An ihr dürften auch Angehörige der Opfer teilnehmen, die ebenfalls am Freitag in Budapest erwartet wurden.
Das Unglück rief in Südkorea Erinnerungen an die "Sewol"-Katastrophe vor fünf Jahren wach. Beim Untergang der Fähre waren im April 2014 mehr als 300 Menschen umgekommen, die meisten Schüler auf einem Ausflug.
(Y.Leyard--DTZ)