Goldene Palme geht erstmals nach Südkorea
Bei den diesjährigen Filmfestspielen in Cannes ist der südkoreanische Regisseur Bong Joon Ho für seine Tragikomödie "Parasite" am Samstagabend mit der Goldenen Palme ausgezeichnet worden. Damit ist er der erste Südkoreaner, der den Hauptpreis des weltweit größten Filmfests gewinnt. Zu den besten Schauspielern kürte die Jury Hollywoodstar Antonio Banderas und die US-Britin Emily Beecham. Der Regie-Preis ging an die Dardenne-Brüder aus Belgien. Der als Favorit gehandelte US-Filmemacher Quentin Tarantino ging hingegen leer aus.
"Vielen Dank. Ich fühle mich sehr geehrt, das französische Kino hat mich schon immer sehr inspiriert", sagte Bong, als er die Golden Palme entgegennahm. Er sei schon als Zwölfjähriger "verrückt nach Kino gewesen", erzählte der 49-Jährige.
Es ist der erste große internationale Preis für Bong, der bereits mit Filmen wie "The Host" und "Snowpiercer" Erfolge feiern konnte. In seiner Heimat gehört er zusammen mit "Boy"-Regisseur Park Chan Wook zu den bekanntesten Filmemachern seiner Generation. Regie-Kollege Tarantino verglich ihn einst mit "Steven Spielberg in seinen besten Jahren".
Die Entscheidung für "Parasite" sei einstimmig gefallen, sagte Jurypräsident Alejandro González Iñárritu. " Wir waren fasziniert von dem Film, und diese Faszination ist im Laufe der Tage noch gewachsen."
Der Gewinnerfilm handelt vom Spross einer armen südkoreanischen Familie, der einen Job als Nachhilfelehrer für die Tochter eines reichen Unternehmers ergattert. Mit schwarzem Humor wird erzählt, wie der Sohn nach und nach seine ganze Familie als Angestellte bei seinem neuen Arbeitgeber unterbringt.
Kritiker lobten den Film als kraftvolle Satire auf die gesellschaftlichen Spannungen, die durch die wachsende Kluft zwischen Arm und Reich entstehen. Es ist der zweite asiatische Film in Folge, der beim größten Filmfestival der Welt triumphiert.
Insgesamt konkurrierten bei der 72. Auflage der Filmfestspiele 21 Filme um die Goldene Palme. Als einer der Favoriten war der US-Regisseur Quentin Tarantino nach Cannes gereist. Sein von der Kritik gelobtes Drama "Once Upon a Time... in Hollywood" fiel bei der Jury aber durch.
Für Tarantinos neuesten Film standen die beiden US-Superstars Brad Pitt und Leonardo DiCaprio erstmals gemeinsam vor der Kamera. Einen Preis gewann aber nur Pitts Film-Hund Brandy, der am Freitag den "Palm Dog Award" gewonnen hatte. "Zumindest gehe ich nicht mit leeren Händen nach hause", scherzte Tarantino.
Auch die US-deutsche Koproduktion "A Hidden Life" (Ein verborgenes Leben) ging in Cannes leer aus. In dem Film des US-Regisseurs Terrence Malick spielt der deutsche Schauspieler August Diehl die Hauptrolle des österreichischen Landwirts Franz Jägerstätter, der sich während des Zweiten Weltkriegs geweigert hatte, für die Wehrmacht zu kämpfen, und deshalb 1943 hingerichtet wurde.
Hollywoodstar Banderas wurde für seine Rolle im Film "Leid und Herrlichkeit" des spanischen Regisseurs Pedro Almodóvar als bester Schauspieler geehrt. Die 35-jährige US-Britin Beecham erhielt den Schauspielpreis für ihren Auftritt in dem Psychothriller "Little Joe". Die Brüder Jean-Pierre und Luc Dardenne aus Belgien erhielten für ihren Film "Young Ahmed" den Preis für die beste Regie.
(W.Uljanov--DTZ)