Deutsche Tageszeitung - Deutschstämmige Schriftstellerin und Zeichnerin Judith Kerr in London gestorben

Deutschstämmige Schriftstellerin und Zeichnerin Judith Kerr in London gestorben


Deutschstämmige Schriftstellerin und Zeichnerin Judith Kerr in London gestorben
Deutschstämmige Schriftstellerin und Zeichnerin Judith Kerr in London gestorben / Foto: ©

Als Kind musste sie aus Nazi-Deutschland fliehen, in ihrer Wahlheimat London wurde sie später zur preisgekrönten Schriftstellerin und Zeichnerin: Jetzt ist Judith Kerr im Alter von 95 Jahren gestorben. Die in Berlin geborene Kinder- und Jugendbuch-Autorin sei bereits am Mittwoch in London nach kurzer Krankheit verstorben, teilte ihr Verlag HarperCollins am Donnerstag mit. In Deutschland ist Kerr vor allem durch ihr Buch "Als Hitler das rosa Kaninchen stahl" bekannt.

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Das Buch, in dem Kerr die Geschichte ihrer Flucht 1933 mit ihrer jüdischen Familie aus Nazi-Deutschland über die Schweiz und Frankreich nach England erzählt, wurde bis heute in Deutschland mehr als 1,3 Millionen Mal verkauft, seit Jahrzehnten steht es auf den Lektürelisten für deutsche Schüler. Im Jahr 1974 bekam die Britin Kerr dafür den Deutschen Jugendliteraturpreis.

Kerr, die sich selbst eher als Zeichnerin denn als Schriftstellerin verstand, war die Tochter des berühmten Theaterkritikers und Nazi-Gegners Alfred Kerr. Das 1973 in Deutschland erschienene "Als Hitler das rosa Kaninchen stahl" habe sie "nur geschrieben, weil mir die Geschichte eben passiert ist", sagte die am 14. Juni 1923 in Berlin geborene Autorin einmal in einem Interview.

Aus "Als Hitler das rosa Kaninchen stahl" entwickelte sich eine Jugendbuch-Trilogie. 1975 erschien "Warten bis der Frieden kommt", in dem Kerr vom Aufwachsen im Exil bis zum Waffenstillstand 1945 erzählt. Den Abschluss der autobiografischen Trilogie bildet das 1979 in Deutschland erschienene "Eine Art Familientreffen", das von Besuchen in Berlin, der Suche nach den Stätten ihrer frühen Kindheit und einem schwierigen Mutter-Tochter-Verhältnis handelt.

Die drei Bände erreichten allein in Deutschland eine Millionenauflage. Der bekannteste, "Als Hitler das Kaninchen stahl", wurde nach einem Drehbuch von Kerrs Ehemann Nigel Kneale verfilmt. Die beiden hatten sich bei der BBC kennengelernt, wo die seit 1936 in London lebende Kerr von 1953 bis 1958 als Redakteurin und Lektorin arbeitete. 2006 verstarb Kneale, die beiden haben zwei Kinder, Tochter Tracy und Sohn Matthew.

Seit den späten sechziger Jahren schrieb und gestaltete Kerr mehr als 20 Kinderbücher. Im englischsprachigen Raum sind ihr Bilderbuch-Erfolg "Ein Tiger kommt zum Tee", das weltweit mehr als fünf Millionen Mal verkauft wurde, und ihre "Kater Mog"-Reihe am bekanntesten.

Für ihre Bücher erhielt Kerr zahlreiche Preise und Auszeichnungen. 2002 wurde sie mit dem Verdienstorden Order of the British Empire (OBE) für ihre Leistungen als Kinderbuchautorin und Zeitzeugin des Holocaust ausgezeichnet. Ihr zwei Jahre älterer Bruder Michael, der 2002 verstarb, brachte es als Richter an den Obersten Gerichtshof Großbritanniens.

In Berlin ist eine Europa-Grundschule nach Judith Kerr benannt, auch im Süden Londons trägt eine Schule ihren Namen. Den Kontakt zu Berlin hielt sie bis ins hohe Alter aufrecht. Auch schrieb und zeichnete sie noch und sagte der Nachrichtenagentur AFP erst im vergangenen Jahr in ihrem Arbeitszimmer, sie sei mit zunehmendem Alter sogar noch schneller geworden.

(A.Stefanowych--DTZ)

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