Rennsport-Welt trauert um Niki Lauda
Er überlebte die Flammenhölle am Nürburgring, überstand zwei Nieren- und eine Lungentransplantation und schwere berufliche Rückschläge - scheinbar unerschütterlich und stets mit einer guten Portion Selbstironie. Doch zum Schluss wogen seine gesundheitlichen Probleme zu schwer: Am Montag ist Formel-1-Legende Niki Lauda im Alter von 70 Jahren gestorben. Die Nachricht löste eine Welle der Trauer aus.
"In tiefer Trauer geben wir bekannt, dass unser geliebter Niki am Montag, den 20.05.2019, im Kreise seiner Familie friedlich entschlafen ist", erklärte seine Familie in der Nacht zum Dienstag. "Seine einzigartigen Erfolge als Sportler und Unternehmer sind und bleiben unvergesslich. Sein unermüdlicher Tatendrang, seine Geradlinigkeit und sein Mut bleiben Vorbild und Maßstab für uns alle". Nach Angaben einer Sprecherin starb Lauda im Universitätskrankenhaus von Zürich.
Lauda hatte sich im vergangenen August einer Lungentransplantation unterziehen müssen und lag bis Oktober im Krankenhaus, im Januar musste er wegen einer Grippe wieder ins Krankenhaus. Österreichischen Medienberichten zufolge kam er im Mai für eine Dialyse dann erneut in die Klinik.
Der dreifache Formel-1-Weltmeister litt seit seinem schweren Unfall 1976 auf dem Nürburgring an schweren gesundheitlichen Folgen. Damals war Laudas Rennwagen in Brand geraten, er überlebte knapp und mit schweren Verbrennungen vor allem an der Kopfhaut. Bevor er gerettet wurde, saß er fast eine Minute lang in den Flammen und atmete giftige Dämpfe ein. Dabei wurde seine Lunge verätzt. 1997 und 2005 musste Lauda sich zudem zwei Nierentransplantationen unterziehen.
Der italienischen Sportzeitung "Gazzetta dello Sport" sagte das Sport-Idol nach der Lungentransplantation im vergangenen Jahr, der Eingriff sei für ihn schlimmer gewesen als der Unfall auf dem Nürburgring 1976. In Deutschland habe er damals zwar schwere Brandwunden erlitten, er sei aber nur einen Monat oder etwas länger im Krankenhaus gewesen. "Diesmal war es wirklich lang. Doch ich bin immer noch hier", sagte Lauda dem Blatt. Der Schweizer Zeitung "Blick" sagt er, er sei kurzzeitig tot gewesen, aber wiederauferstanden.
Geboren wurde Andreas Nikolaus Lauda, genannt Niki, am 22. Februar 1949. Großvater und Vater waren wohlhabende Industrielle. Gegen die Widerstände seiner Familie machte Lauda sein Leidenschaft zum Beruf und wurde Formel-1-Pilot. Den Weltmeistertitel in der Motorsport-Königsklasse holte er 1975, 1977 und 1984.
Da war er bereits Legende - denn nur fünf Wochen nach dem Unfall saß er schon wieder am Steuer, noch deutlich gezeichnet von seinen Brandverletzungen. Seine Brandnarben verbarg fortan eine rote Kappe, Laudas Markenzeichen.
Im Jahr 1979 stieg Lauda aus dem Rennzirkus aus und gründete die Fluggesellschaft Lauda Air, kehrte aber 1982 noch einmal für drei Jahre hinter das Lenkrad zurück. Danach widmete er sich vor allem seiner zweiten Leidenschaft: Der Gründung von Fluggesellschaften.
1991 erlebte er dabei die nächste Tragödie - beim Absturz einer Boeing seiner Lauda Air kamen alle 223 Insassen ums Leben. Doch Lauda machte auch danach weiter. Beinahe nebenbei erklärte er von 1996 bis 2017 darüber hinaus den RTL-Zuschauern die Formel-1-Welt.
Laudas Tod löste tiefe Betroffenheit aus: Selbst Österreichs Kanzler Sebastian Kurz und Staatsoberhaupt Alexander Van der Bellen äußerten sich - trotz Regierungskrise. Van der Bellen bezeichnete Lauda als schillerndes "Idol und ehrgeizigen Kämpfer, der nie aufgegeben hat". Kurz lobte ihn als "Vorbild für Mut, Disziplin und Geradlinigkeit", der sich wie kein anderer "mehrmals ins Leben zurückgekämpft" habe.
"Abseits der Öffentlichkeit war er ein liebevoller und fürsorgender Ehemann, Vater und Großvater. Er wird uns sehr fehlen", erklärte seine Familie schlicht. Lauda hat fünf Kinder von drei Frauen. Seine jüngsten Kinder, Zwillinge mit seiner Ehefrau, sind nur acht Jahre alt.
(N.Loginovsky--DTZ)