Alain Delon in Cannes mit Goldener Palme für sein Lebenswerk geehrt
In einer umstrittenen Entscheidung ist die französische Film-Legende Alain Delon beim Festival in Cannes mit der Goldenen Palme für sein Lebenswerk geehrt worden. Der 83-Jährige reagierte gerührt auf die Auszeichnung, die ihm seine Tochter Anouchka am Sonntagabend unter dem donnernden Applaus des Publikums überreichte. "Es ist lange her, dass ich so viel geflennt habe", sagte Delon.
Der Schauspieler präsentierte sich in seiner Dankesrede demütig und selbstironisch. "Heute Abend ist das ein bisschen wie eine posthume Hommage, nur dass ich noch lebe", sagte er. "Ich werde gehen, aber ich werde nicht gehen, ohne mich bei Ihnen zu bedanken", fügte Delon hinzu. "Wenn ich ein Star bin, dann will ich Ihnen dafür danken, dem Publikum verdanke ich das und niemandem sonst."
Delon bedankte sich überdies bei den zwei Frauen in seinem Leben, der französischen Schauspielerin Mireille Darc und deren deutschen Kollegin Romy Schneider. Mit beiden war Delon nicht nur vor der Kamera, sondern auch privat zusammen gewesen.
Gegen Delons Ehrung hatte es Widerstand von Feministinnen gegeben. Die US-Organisation Women and Hollywood warf dem Franzosen unter Berufung auf dessen frühere Äußerungen vor, er sei "rassistisch, homophob und frauenfeindlich". Eine Petition gegen Delons Ehrung in Cannes bekam mehr als 25.000 Unterschriften.
Delon ging in seiner Dankesrede indirekt auf die Kritik an seiner Person ein. "Man muss mit mir nicht einverstanden sein", sagte er. "Aber es gibt eine Sache, deren ich mir sicher bin, auf die ich stolz bin, wirklich nur eine, das ist meine Karriere." Dafür sei ihm die Goldene Palme zugestanden worden "und für nichts anderes". In der Sonntagszeitung "Journal du dimanche" hatte Delon seinen Kritikern zuvor vorgeworfen, angebliche anstößige Äußerungen von ihm erfunden zu haben.
Zu der Zeremonie in Cannes kamen auch Frankreichs Kulturminister Franck Riester, Festival-Präsident Pierre Lescure und dessen Generalbevollmächtigter Thierry Frémaux. Dieser sagte bei der Zeremonie, Delon habe "keine Angst zu missfallen". Zugleich versicherte Frémaux, das Filmfestival in Cannes werde "immer auf der Seite der Künstler" stehen.
(Y.Ignatiev--DTZ)