Französischer Arzt soll 24 Patienten vergiftet haben
In Frankreich sorgt der Fall eines Anästhesisten für Empörung, der 24 Patienten vergiftet haben soll, von denen neun starben. Ein Haftrichter ließ den 47-jährigen Arzt am Freitag unter Auflagen wieder frei. Die Staatsanwaltschaft will dagegen Rechtsmittel einlegen. Zuvor waren 17 neue Verdachtsfälle bekannt geworden. Der Arzt bestreitet die Taten.
Der Anästhesist Frédéric Péchier soll in zwei Kliniken in Besançon im Osten Frankreichs insgesamt 24 Patienten vergiftet haben. Die Ermittler gehen davon aus, dass er dies tat, um sie anschließend wiederzubeleben und so sein Ansehen zu steigern. Die Fälle gehen auf die Jahre 2008 bis 2016 zurück.
Betroffen waren demnach Patienten im Alter von vier bis 80 Jahren, die wegen "harmloser" chirurgischer Eingriffe im OP waren. Die meisten von ihnen erlitten während der Operation einen Herzstillstand. Neun starben, andere lagen tagelang im Koma. Die Ermittler gehen davon aus, dass der Arzt ein Lokalanästhetikum oder schädliches Kalium in die Beutel für die Flüssigkeitszufuhr füllte.
Gegen den 47-Jährigen wird bereits seit 2017 ermittelt. Kommt es zu einem Prozess, droht dem Arzt lebenslange Haft. Die Berufsausübung ist ihm bereits verboten. Zudem hat er die Auflage, der Stadt Besançon fernzubleiben.
Der Opfer-Anwalt Jean-Michel Vernier erklärte, die Betroffenen seien "wütend" und "sprachlos" über die Freilassung des Arztes. Venier äußerte sich im Namen der Eltern des kleinen Teddy, der bei einer Mandeloperation im Alter von vier Jahren zwei Herzstillstände erlitt. Der Junge überlebte die Operation von 2016, trug aber nach Angaben seiner Familie psychische Schäden davon. Die Eltern seien "überzeugt, dass ihr Kind vergiftet wurde", sagte der Anwalt.
Péchiers Anwalt Jean-Yves Le Borgne wies die Vorwürfe gegen seinen Mandanten zurück. Es bestehe zwar die Möglichkeit, dass der Arzt für die Todesfälle verantwortlich sei, sagte er. Es handele sich bisher aber nur um eine Hypothese. Bei den zweijährigen Ermittlungen sei "nichts" herausgekommen.
Der Fall erinnert an die beispiellose Mordserie des früheren Krankenpflegers Niels Högel, der im niedersächsischen Oldenburg vor Gericht steht. Der heute 42-Jährige muss sich wegen der Tötung von 100 Intensivpatienten verantworten. Er soll ihnen Medikamente verabreicht haben, um lebensbedrohliche Herz- und Kreislaufprobleme auszulösen und sie dann wiederzubeleben. Viele kamen dabei ums Leben.
(N.Loginovsky--DTZ)