Studie: Jedes siebte Baby weltweit zu leicht bei der Geburt
Jedes siebte Baby weltweit ist laut einer Studie bei der Geburt zu leicht. Mehr als 20 Millionen Neugeborene wurden 2015 mit einem niedrigen Geburtsgewicht von weniger als 2500 Gramm geboren - dies war jedes siebte Baby, heißt es in einer am Donnerstag veröffentlichten Studie des Londoner Instituts für Hygiene und Tropenmedizin, des UN-Kinderhilfswerks Unicef und der Weltgesundheitsorganisation (WHO) für 148 Länder im Fachmagazin "The Lancet Global Health".
Drei Viertel dieser Kinder kamen der Studie zufolge in Südasien und in afrikanischen Ländern südlich der Sahara zur Welt. Aber auch in wohlhabenden Ländern Europas, in Nordamerika, Australien und Neuseeland hat es demnach seit dem Jahr 2000 kaum Fortschritte bei der Verringerung des Anteils von Geburten mit niedrigem Geburtsgewicht gegeben.
Über 80 Prozent der rund 2,5 Millionen Neugeborenen, die jedes Jahr sterben, haben der Studie zufolge ein niedriges Geburtsgewicht - entweder weil sie zu früh auf die Welt kamen oder weil sie zu klein waren. Kinder mit niedrigem Geburtsgewicht leiden demnach unter einem höheren Risiko für Entwicklungsbeeinträchtigungen sowie Krankheiten im späteren Leben - darunter chronische Erkrankungen wie Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Im Jahr 2012 hatten die 195 WHO-Mitgliedstaaten beschlossen, bis 2025 den Anteil der Geburten mit niedrigem Geburtsgewicht um 30 Prozent zu verringern. Die neuen Schätzungen dokumentieren laut Unicef einen leichten Rückgang der weltweiten Häufigkeit von niedrigem Geburtsgewicht von 17,5 Prozent im Jahr 2000 (22,9 Millionen Lebendgeburten) auf 14,6 Prozent in 2015 (20,5 Millionen).
In ärmeren Ländern sei ein unzureichendes Wachstum im Mutterleib die häufigste Ursache für niedriges Geburtsgewicht, heißt es in der Studie. In stärker entwickelten Regionen hänge dieses oft mit einer Frühgeburt vor der 37. Schwangerschaftswoche zusammen.
Die Studienautoren riefen dazu auf, weltweit jedes Baby sofort nach der Geburt zu wiegen und besser zu versorgen. Mit Gesundheitsmaßnahmen wie Aufklärungskampagnen sollten die Ursachen für niedriges Geburtsgewicht bekämpft werden.
Die Regierungen täten "zu wenig", um niedriges Geburtsgewicht zu verringern, kritisierte die Hauptautorin der Studie, Hannah Blencowe, vom britischen Institut für Hygiene und Tropenmedizin. "In den vergangenen 15 Jahren gab es nur sehr geringe Fortschritte - sogar in wohlhabenden Ländern, wo ein niedriges Geburtsgewicht häufig mit dem Alter der Mutter, Rauchen sowie unnötigen Kaiserschnitten oder Fruchtbarkeitsbehandlungen zusammenhängen, die das Risiko von Mehrlingsgeburten nach sich ziehen."
Ausgewertet wurden die Daten zu 281 Millionen Geburten. Einen der niedrigsten Anteile an Babys mit niedrigen Geburtsgewicht wurde für Schweden geschätzt (2,4 Prozent). In den Industrieländern lag der Anteil insgesamt bei sieben Prozent, darunter Deutschland (6,6 Prozent), England (sieben Prozent) und USA (acht Prozent).
Südasien und die afrikanischen Länder südlich der Sahara verzeichnen den größten Fortschritt. Der Anteil der betroffenen Neugeborenen sank zwischen 2000 und 2015 um 1,4 beziehungsweise um 1,1 Prozent.
Trotzdem sei - vor allem durch das Bevölkerungswachstum - die Zahl der Kinder mit geringem Geburtsgewicht in den afrikanischen Ländern südlich der Sahara von 4,4 auf fünf Millionen Babys gestiegen. In Südasien kamen 2015 die meisten Kinder mit niedrigem Geburtsgewicht zur Welt (8,8 Millionen).
(O.Tatarinov--DTZ)