Deutsche Tageszeitung - Interviewerin von Südkoreas Präsident für "unhöfliches" Verhalten kritisiert

Interviewerin von Südkoreas Präsident für "unhöfliches" Verhalten kritisiert


Interviewerin von Südkoreas Präsident für "unhöfliches" Verhalten kritisiert
Interviewerin von Südkoreas Präsident für "unhöfliches" Verhalten kritisiert / Foto: ©

Ein Interview mit Südkoreas Präsident Moon Jae In im heimischen Fernsehen hat überraschende Konsequenzen für die Fragestellerin: Die erfahrene Politikreporterin Song Hyun Jung sieht sich nach dem am Donnerstag im Sender KBS ausgestrahlten Gespräch heftiger Kritik von Moons Anhängern ausgesetzt. Im Internet wurde sie für ihre "unhöfliche Haltung" und Mimik sowie ihr "zu aggressives" Verhalten gerügt. Song habe "den Präsidenten unterbrochen", ihr Stirnrunzeln in Anwesenheit des Staatschefs sei "ungezogen" und "unerfreulich" gewesen, hieß es unter anderem.

Textgröße ändern:

Zwei Jahre nach seinem Amtsantritt war es das erste Interview Moons in Südkorea. Darin verteidigte er seine Wirtschaftspolitik und verurteilte die jüngsten Raketentests Nordkoreas. Nach westlichen Standards war Songs Befragung durchaus milde und ehrerbietig.

In der hierarchischen Gesellschaft der stark von Traditionen geprägten ehemaligen Diktatur verdient der Präsident nach Ansicht vieler jedoch den allergrößten Respekt - auch wenn alle vier lebenden ehemaligen Staatsoberhäupter derzeit in Haft sitzen oder bereits Gefängnisstrafen verbüßten.

Eine Online-Petition an Moons Büro forderte für künftige Fernsehauftritte "einen besseren Interviewer". Bis Freitagnachmittag (Ortszeit) hatten rund 20.000 Menschen unterschrieben.

Songs Fürsprecher argumentierten, die Reporterin werde auch deswegen attackiert, weil es gegen die etablierten Geschlechterrollen verstoße, wenn sie als Frau einen älteren, mächtigen Mann befrage. Die Kritik an ihrem Benehmen und ihrer Mimik zeige, "wie ungewohnt es für die südkoreanische Öffentlichkeit ist zu sehen, wie Frauen mächtige Männer herausfordern", sagte die Frauenrechtlerin Bae Bok Ju.

Aus dem Präsidentenpalast in Seoul verlautete, es sei "unangemessen" für den Staatspräsidenten, die öffentliche Kritik an der Journalistin zu kommentieren. Moon sei nach dem Interview jedoch nicht "verärgert" gewesen und hätte auch nichts gegen einen "aggressiveren Kampf" gehabt.

(W.Uljanov--DTZ)

Empfohlen

UN: Mehr als 500 Tote durch Überschwemmungen im Tschad - 1,7 Millionen Betroffene

Im Tschad sind durch die seit Juli anhaltenden Überschwemmungen bisher mehr als 500 Menschen gestorben. Rund 1,7 Millionen Menschen sind von den Unwettern betroffen, teilte das UN-Büro für humanitäre Angelegenheiten (Ocha) in dem zentralafrikanischen Land am Samstag mit. Demnach wurden bisher mehr als 200.000 Häuser zerstört und über 300.000 Hektar Agrarland überschwemmt. Fast 70.000 Nutztiere ertranken, wie das Ocha weiter berichtete.

Sperre von X in Brasilien: Musks Online-Dienst ernennt rechtlichen Vertreter

Im Streit um die Sperrung von X in Brasilien hat der Online-Dienst einen rechtlichen Vertreter in dem Land benannt - ein erster Schritt zur Aufhebung der Blockade. X erfülle weiterhin nicht alle Voraussetzungen, um wieder freigeschaltet zu werden, teilte der Richter am Obersten Gericht, Alexandre de Moares, am Samstag mit. Das Unternehmen haben fünf Tage Zeit, um weitere Dokumente vorzulegen.

Hochwasser: Donau in Budapest erreicht höchsten Stand seit zehn Jahren

In der ungarischen Hauptstadt Budapest hat das Hochwasser nach dem Sturmtief "Boris" einen Zehn-Jahres-Höchststand erreicht. Das Hochwasser erreichte am Samstag die Stufen des direkt an dem Strom gelegenen Parlaments, begann dann aber wieder zu sinken. Noch stünden den Ungarn einige "schwierige Tage" bevor, in denen "die Flut kontrolliert" werden müsse, sagte Regierungschef Viktor Orban.

Missbrauchsvorwürfe gegen Al-Fayed: Anwälte erhalten mehr als 150 neue Meldungen

Das Anwaltsteam, das 37 mutmaßliche Opfer sexueller Gewalt durch den verstorbenen ägyptischen Unternehmer Mohamed Al-Fayed vertritt, hat nach eigenen Angaben mehr als 150 neue Meldungen erhalten. Dabei handele es sich um "Überlebende sowie Personen, die Beweise" gegen al-Fayed hätten, teilte das Team am Samstag mit. Die neuen Meldungen seien seit der Ausstrahlung einer Dokumentation über den Fall am Donnerstagabend in der BBC eingegangen.

Textgröße ändern: