Deutsche Tageszeitung - Deutschen Ermittlern gelingt massiver Schlag gegen das Darknet

Deutschen Ermittlern gelingt massiver Schlag gegen das Darknet


Deutschen Ermittlern gelingt massiver Schlag gegen das Darknet
Deutschen Ermittlern gelingt massiver Schlag gegen das Darknet / Foto: ©

Massiver Schlag gegen den illegalen Handel im sogenannten Darknet: Nach aufwändigen verdeckten Ermittlungen haben deutsche Sicherheitsbehörden die weltweit zweitgrößte illegale Handelsplattform in diesem dunklen Bereich des Internets lahmgelegt. Die mutmaßlichen Betreiber von "Wall Street Market" wurden in verschiedenen Teilen Deutschlands festgenommen und die zu der Plattform gehörenden Server beschlagnahmt und abgeschaltet, wie die Generalstaatsanwaltschaft in Frankfurt am Main am Freitag mitteilte.

Textgröße ändern:

An den fast zweijährigen Ermittlungen unter großer Geheimhaltung waren auch Behörden in den USA und den Niederlanden sowie die europäische Polizeibehörde Europol beteiligt. Über "Wall Street Market" wurden nach Angaben der Ermittler unter anderem illegale Drogen, gefälschte Waren, gestohlene Daten und Software für das Computerhacking verkauft.

Die Website war laut der Frankfurter Strafverfolgungsbehörde mit mehr als 1,15 Millionen Kundenkonten und mehr als 5400 Verkäufern der zweitgrößte Marktplatz im Darknet. Zuletzt waren dort mehr als 63.000 Angebote eingestellt. Die drei Hauptverdächtigen im Alter zwischen 22 und 31 Jahren waren seit März im Visier der Beamten, festgenommen wurden sie vor anderthalb Wochen.

Zu dem Zugriff entschlossen sich die Strafverfolgungsbehörden demnach, als die mutmaßlichen Betreiber anscheinend Vorbereitungen für ihr Untertauchen trafen. Ende April schalteten sie ihre Plattform für angebliche Wartungsarbeiten ab und begannen, die darauf in Kryptowährungen hinterlegten Kundengelder auf sich selbst zu übertragen.

Am 23. und 24. April erfolgten daraufhin Festnahmen und Durchsuchungen bei den drei Beschuldigten in Bad Vilbel in Hessen, im Landkreis Esslingen in Baden-Württemberg und in Kleve in Nordrhein-Westfalen. Dabei fielen den Beamten auch mehr als 550.000 Euro Bargeld sowie Beträge in Kryptowährungen in sechsstelliger Höhe und teure Autos in die Hände. Die drei Verdächtigen sitzen in Untersuchungshaft.

Die mutmaßlichen Betreiber der Plattform sind zwar Deutsche, viele Kunden und Verkäufer sind jedoch US-Bürger. In Los Angeles nahmen die US-Ermittler zwei mutmaßliche Drogenhändler fest, die zu den größten Verkäufern auf "Wall Street Market" gehört haben sollen. Sie verkauften in großem Stil unter anderem Opiate und Crystal Meth über die in sechs Sprachen gestaltete Website, wie das Justizministerium in Washington mitteilte.

Auch an den deutschen Hauptverdächtigen ist die US-Justiz stark interessiert. Als Vorstufe zur Anklageerhebung erhoben die US-Ermittler vor einem Bundesgericht in Los Angeles die formelle Beschuldigung gegen die drei Männer, für den illegalen Handel über "Wall Street Market" verantwortlich zu sein. Wegen ihrer Inhaftierung in Deutschland wird das juristische Procedere in den USA aber zumindest auf absehbare Zeit für die mutmaßlichen Betreiber der Plattform ohne praktische Konsequenzen sein.

Die US-Ermittler lobten ihre Kooperation mit den deutschen und anderen internationalen Behörden in dem Fall. Es handle sich um ein "großartiges Beispiel für unsere Partnerschaft mit Strafverfolgungsbehörden in Europa", erklärte einer der leitenden Staatsanwälte im US-Justizministerium, Brian Benczkowski. Auch die Ermittler des Bundeskriminalamts (BKA) bezeichneten die internationale Zusammenarbeit in dem Fall als "hervorragend".

Die Aktivitäten der drei festgenommenen Deutschen waren auch in den Niederlanden seit längerer Zeit beobachtet worden. Ein dortiger Polizeisprecher sagte, Ziel der Operation sei gewesen, das Vertrauen Krimineller ins Darknet zu zerstören. Es seien bereits 200 niederländische Händler identifiziert worden, die insgesamt einen Umsatz von mehr als hundert Millionen Euro erwirtschaftet haben sollen.

Das Darknet ist eine versteckte Region des Internets, die nicht über die Suchmaschine Google zu finden und auch nicht über die herkömmlichen Browser zugänglich ist. Dafür benötigt werden Spezialbrowser wie etwa Tor. Das Darknet ist insofern der ideale Ort für eine Vielzahl krimineller Aktivitäten.

(O.Tatarinov--DTZ)

Empfohlen

Weihnachtsmarktvergleich: Teuerster Glühwein in München - günstigster im Erzgebirge

Die Glühweinpreise auf deutschen Weihnachtsmärkten gehen teils weit auseinander: Zwischen dem günstigsten und teuersten Glühweinpreis liegt einer am Donnerstag veröffentlichten Untersuchung in 20 Städten zufolge in diesem Jahr eine Differenz von drei Euro. Während Weihnachtsmarktbesucher in München bis zu sechs Euro für eine Tasse Glühwein zahlen, kommen sie demnach im Erzgebirge schon mit drei Euro in den Genuss des Heißgetränks, wie das Unternehmen Coupons4you ermittelt hat.

Zwei Jungen missbraucht: Lange Haftstrafe für Hofbesitzer in Mecklenburg-Vorpommern

Wegen schweren sexuellen Missbrauchs sowie sexuellen Missbrauchs zweier Jungen in 14 Fällen hat das Landgericht Neubrandenburg in Mecklenburg-Vorpommern am Donnerstag einen 56-jährigen Angeklagten zu sechseinhalb Jahren Haft verurteilt. Die beiden Kinder waren nach Angaben des Gerichts zu Beginn der Taten sechs beziehungsweise acht Jahre alt. Sie halfen dem Angeklagten zwischen 2020 und 2022 regelmäßig bei der Versorgung der Tiere auf dessen Hof im Kreis Mecklenburgische Seenplatte.

35-Jähriger in Berlin wegen Mordes an Exfreundin zu lebenslanger Haft verurteilt

Ein 35-jähriger Mann aus Berlin-Köpenick ist wegen Mordes an seiner ehemaligen Lebensgefährtin zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt worden. Das Landgericht Berlin sah es am Donnerstag als erwiesen an, dass er seine Exfreundin und Mutter seiner Tochter im Juni in der gemeinsamen Wohnung mit einem Küchenmesser getötet hatte. Der Angeklagte habe heimtückisch und aus niedrigen Beweggründen gehandelt, sagte Richter Ansgar Bode in seiner Urteilsbegründung.

Frau holt betrunkenen Bekannten bei Polizei ab - und fährt selbst alkoholisiert

Kurz nachdem sie einen betrunkenen Bekannten bei der Polizei abholte, ist eine ebenfalls alkoholisierte 33-Jährige im baden-württembergischen Weingarten selbst am Steuer eines Autos von der Polizei erwischt worden. Wie die Beamten in Ravensburg am Donnerstag mitteilten, saß ihr zuvor bei der Polizei in Empfang genommener 53-jähriger Bekannter dabei auf dem Beifahrersitz.

Textgröße ändern: