Sieben Prozent der Schulanfänger nicht ausreichend gegen Masern geschützt
In Deutschland haben sieben Prozent der Schulanfänger keinen ausreichenden Masernschutz. Nur insgesamt knapp 93 Prozent hatten 2017 die zweite und damit entscheidende Masernimpfung erhalten, wie eine am Donnerstag veröffentlichte Statistik des Robert-Koch-Instituts (RKI) zeigt. Während die Quote für die zweite Masernimpfung insgesamt stagnierte, gingen die Impfungen gegen Diphterie, Tetanus, Keuchhusten oder auch Kinderlähmung sogar das dritte Jahr in Folge zurück.
Für seine Analyse wertete das RKI die Daten aus den Schuleingangsuntersuchungen von 2017 aus. Daraus geht hervor, dass zwar insgesamt 97,1 Prozent der Schulanfänger die erste Masernimpfung bekamen. Bei der zweiten Impfung lag die Impfquote bundesweit aber nur bei 92,8 Prozent.
Laut Zielvorgabe der Weltgesundheitsorganisation (WHO) müssen allerdings mindestens 95 Prozent der Bevölkerung zweimal gegen Masern geimpft sein, damit die hochansteckende Infektion ausgerottet werden kann. Nur Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg erfüllten 2017 diese Impfquote. In Baden-Württemberg war die Quote für zwei Masernimpfungen mit rund 89 Prozent am niedrigsten. Zuerst hatten die Zeitungen der Funke-Mediengruppe darüber berichtet.
Während dem RKI 2018 insgesamt 543 Masernerkrankungen gemeldet wurden, waren es im laufenden Jahr bereits mehr als 300 Fälle. "Fast die Hälfte der Erkrankten sind junge Erwachsene, das weist auf die großen Impflücken in diesen Altersgruppen hin", erklärte RKI-Präsident Lothar Wieler. Den nach 1970 Geborenen werde daher empfohlen, die Impfung nachzuholen.
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) bekräftigte sein Vorhaben, eine verpflichtende Masernimpfung in Kindergärten und Schulen einzuführen. "Trotz aller Aufklärungskampagnen sind die Impfquoten in den vergangenen Jahren nicht entscheidend gestiegen", erklärte Spahn. Wer sich impfe, schütze "nicht nur sich selbst, sondern auch die Gemeinschaft".
Auch bei der Impfung gegen Krankheiten wie Diphterie, Tetanus, Kinderlähmung oder Hepatitis B sieht das RKI Nachholbedarf. Die Impfquoten sanken binnen drei Jahren um 2,2 Prozentpunkte. Der bundesweite Anteil von Kindern, die bei der Schuleingangsuntersuchung noch gar nicht dagegen geimpft waren, stieg hingegen leicht an.
Die Impfquoten unter anderem gegen die als Windpocken bekannten Varizellen, bei der Meningokokken-C-Impfung oder der Pneumokokkenimpfung lagen demnach zum Teil deutlich unter 90 Prozent.
Wie schon in den Vorjahren hatten 2017 die Kinder in Ostdeutschland durchschnittlich einen besseren Impfschutz bei allen empfohlenen Impfungen als Kinder im Westen Deutschlands. So lag beispielsweise die Quote für die Hepatitis-B-Impfung im Osten mit 90,5 Prozent um 4,3 Punkte höher und die für die erste und zweite Impfung gegen Masern, Mumps und Röteln um 0,6 und 1,8 Prozentpunkte höher als im Westen.
Masern können zu schwerem Durchfall, Sehschäden sowie Lungen- und Hirnhautentzündungen führen und als Spätfolge sogar tödlich enden. In den Industrienationen geht die Ausbreitung der Masern vornehmlich auf eine zunehmende Impfskepsis zurück.
(A.Nikiforov--DTZ)