Naruhito ist Japans neuer Kaiser
Japan hat seit Mittwoch einen neuen Kaiser: Einen Tag nach der Abdankung von Kaiser Akihito bestieg sein Sohn Naruhito den Chrysanthemen-Thron. In einer ersten kurzen Ansprache als Tenno gelobte der 59-Jährige, stets an der Seite des Volks zu stehen. Als ersten ausländischen Staatsgast wird Naruhito in diesem Monat US-Präsident Donald Trump empfangen. Die eigentliche Thronbesteigungs-Zeremonie findet im Oktober in Anwesenheit zahlreicher Würdenträger aus dem In- und Ausland statt.
Der Thronwechsel wurde von einer Reihe strenger Rituale begleitet. Nach Akihitos Abdankung akzeptierte der neue Tenno zunächst in einer kurzen Zeremonie im Kaiserpalast die Insignien seiner Herrschaft, darunter ein Staatssiegel und sein persönliches Kaisersiegel sowie - verhüllt - ein mythisches Schwert und uralte Edelsteine. Weibliche Mitglieder des Kaiserhauses waren bei dieser Zeremonie nicht zugelassen.
Anschließend hielt Naruhito in einer zweiten Zeremonie an der Seite seiner Frau Masako eine kurze Ansprache an die Nation. Er werde stets im Einklang mit der Verfassung handeln und seine "Verantwortung als Symbol des Staates und der Einheit des Volkes" erfüllen, sagte der 59-Jährige. Er wolle "in Gedanken immer beim Volk sein".
Seinem Vater zollte Naruhito "Respekt" für dessen 30-jährige Regentschaft. Dieser habe immer mit seinem Volk gefühlt und mit diesem "Freuden und Schmerzen" geteilt. Naruhito kündigte an, sich intensiv mit dem von seinem Vater verfolgten Kurs auseinandersetzen. Der 85-jährige Akihito nahm an der Zeremonie nicht teil.
Japans Regierungschef Shinzo Abe erwiderte im Namen des Volkes: "Wir sind entschlossen, eine strahlende Zukunft für ein stolzes Japan voller Frieden und Hoffnung zu schaffen in einer Zeit, in der sich die internationale Situation dramatisch verändert."
Zehntausende Menschen im ganzen Land verfolgten über Bildschirm die Zeremonien am Dienstag und Mittwoch im Kaiserpalast. Am Samstag wird Naruhito seinen ersten öffentlichen Auftritt als Kaiser haben und dabei erneut eine Ansprache an sein Volk halten.
Sein Vater Akihito hatte als erster Tenno seit zwei Jahrhunderten auf den Thron verzichtet. Seinen Wunsch, von seinen Pflichten entbunden zu werden, begründete er mit seinem fortgeschrittenen Alter und seiner angeschlagenen Gesundheit.
Fortan trägt der 85-Jährige den Titel eines "Emperor Emeritus" und wird noch in diesem Jahr den Palast verlassen. Mit dem 126. Tenno begann am Mittwoch in Japan auch eine neue Ära, "Reiwa" oder "schöne Harmonie".
Es wird erwartet, dass Naruhito den Kurs seines Vaters fortsetzt, die starren Traditionen der uralten Monarchie aufzubrechen und sie mit der Lebenswirklichkeit seiner Landsleute in Einklang zu bringen. Schon früher hatte er eine Modernisierung des Kaiserhofs vorgeschlagen.
Naruhitos Frau, die für ihre Ehe auf eine Diplomatenkarriere verzichtete, leidet seit Jahren unter dem Druck der rigiden Regeln. Ihr einziges Kind, Prinzessin Aiko, ist von der rein männlichen Thronfolge ausgeschlossen. Wie sein Vater gilt Naruhito zudem als glühender Verfechter der pazifistischen Nachkriegsverfassung seines Landes - im Gegensatz zu Regierungschef Abe.
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) gratulierte dem neuen japanischen Kaiser. Sie wünsche Naruhito für seine Regentschaft "glückliches Gelingen" und Japan "eine weiterhin erfolgreiche Entwicklung in Sicherheit und Frieden", erklärte sie in ihrem Gratulationsschreiben.
"Angesichts der zahlreichen und vielfältigen globalen Herausforderungen bleibt die Zusammenarbeit unserer Länder zentral", schrieb Merkel. Sie erinnerte an den Deutschlandbesuch Naruhitos im Jahr 2011 und eine Begegnung in Tokio im Februar dieses Jahres und lud den neuen Kaiser zu einem weiteren Besuch in Deutschland ein.
(O.Tatarinov--DTZ)