Naruhito ist neuer Kaiser von Japan
Japan hat einen neuen Kaiser. Nach der historischen Abdankung seines Vaters Akihito ging die Herrschaft um Mitternacht (Ortszeit, 17.00 Uhr MESZ) auf den 59-jährigen Naruhito über. Gleichzeitig begann im ostasiatischen Inselstaat mit "Reiwa" die Ära der "schönen Harmonie". Offiziell wird der 126. japanische Kaiser am Mittwochvormittag den Chrysanthemen-Thron besteigen, eine öffentliche Feier wird es erst im Herbst geben.
Akihito hatte während einer kurzen Zeremonie vor rund 300 Gästen seinen Verzicht auf den Thron erklärt. In einer kurzen Ansprache sagte der 85-Jährige, er habe seine 30-jährige Herrschaft mit "tiefem Respekt und mit Liebe für das Volk" ausgeübt.
"Das war ein großer Segen." Er danke dem japanischen Volk, dass es ihn als "Symbol des Staates akzeptiert und unterstützt" habe, sagte Akihito. Er bete für "Frieden und Glück" aller Menschen in Japan und der Welt.
Regierungschef Shinzo Abe würdigte das Wirken des Kaiserpaars. Akihito und Michiko hätten den Japanern "Mut und Hoffnung" gespendet insbesondere in schweren Zeiten; in Erinnerung sind die Bilder des Kaiserpaars, wie es vor Opfern des verheerenden Erdbebens und Tsunamis von 2011 kniet und den erschütternden Erzählungen zuhört. "Seine Majestät hat die Verantwortung als Symbol Japans erfüllt", sagte Abe.
US-Präsident Donald Trump zollte dem scheidenden Kaiserpaar in einem Schreiben "tiefe Anerkennung". Trump wird den neuen Tenno Naruhito als erster ausländischer Staatschef bereits im Mai treffen.
Die Abdankung fand im Matsu-no-Ma statt, einer 370-Quadratmeter großen Halle im Kaiserpalast in Tokio. An der Zeremonie nahmen rund 300 Menschen teil, darunter neben Mitgliedern der kaiserlichen Familie auch Vertreter von Japans Regierung und Parlament, hochrangige Richter und regionale Regierungschefs. Die Öffentlichkeit blieb ausgeschlossen.
Trotz Regenwetters versammelten sich hunderte Menschen außerhalb des Palasts, um der historischen Zeremonie von Ferne beizuwohnen. "Ich bin emotional überwältigt", sagte die 50-jährige Bankangestellte Yayoi Iwasaki zu Tränen gerührt. "In der Vergangenheit folgten Inthronisierungen dem Tod des Kaisers und die Menschen waren verunsichert, ob sie glücklich sein und feiern sollten, aber mit diesem Übergang können wir sicher feiern und die neue Ära willkommen heißen."
Zahlreiche japanische Paare ließen sich um Mitternacht trauen, um Teil der nationalen Feierlichkeiten zu sein. Auf der bekannten Shibuya-Kreuzung feierten die Menschen trotz heftigen Regens. Nicht alles verlief jedoch schön und harmonisch. Im betriebsamsten Bahnhof der Welt im Stadtteil Shinjuku gerieten Rechte mit Monarchiegegnern aneinander.
Mit der Abdankung von Kaiser Akihito nach 30 Jahren auf dem Thron endet in Japan die Ära "Heisei", was mit "Frieden schaffen" übersetzt werden kann; nun gilt "Reiwa", die Ära der "schönen Harmonie".
Naruhito wird am Mittwoch in einer zehnminütigen Zeremonie den Thron besteigen. Bei der kleinen Feier dürfen keine weiblichen Hofangehörigen anwesend sein, auch nicht seine Frau Masako. Erst am 22. Oktober folgt dann eine große öffentliche Zeremonie mit zahlreichen internationalen Staatsgästen und einem Autokorso durch Tokio.
(P.Vasilyevsky--DTZ)