Mindestens fünf Tote und tausende Obdachlose nach zweitem Zyklon in Mosambik
Beim Durchzug eines zweiten Zyklons binnen sechs Wochen sind in Mosambik ganze Dörfer dem Erdboden gleichgemacht worden. Durch den Wirbelsturm "Kenneth" kamen nach Regierungsangaben vom Samstag mindestens fünf Menschen ums Leben. Tausende weitere Menschen in der besonders hart getroffenen nordöstlichen Provinz Cabo Delgado verloren ihr Zuhause. Aufgrund der schweren Regenfälle fürchten die Menschen nun Überschwemmungen.
Der Wirbelsturm wütet seit Donnerstagabend in dem südostafrikanischen Land. "Bisher gibt es fünf Tote", sagte Ministerpräsident Carlos Do Rosario bei einer Pressekonferenz in Pemba, der Hauptstadt der Provinz Cabo Delgado. Nach Angaben des Katastrophenschutzes beschädigte oder zerstörte "Kenneth" 3300 Häuser. Rund 18.000 Menschen mussten in Notunterkünften untergebracht werden.
Helfer zeigten sich schockiert über das Ausmaß der Schäden. "Zu viele kleine Gemeinden sind völlig zerstört, kein einziges Haus steht mehr. Ich konnte etwa zehn Gemeinden in dieser Situation sehen", sagte Saviano Abreu, Sprecher des UN-Büros zur Koordinierung humanitärer Angelegenheiten (Ocha). "Das wird ein sehr komplizierter humanitärer Einsatz."
Angesichts erwarteter neuer Regenfälle komme es vor allem darauf an, Unterkünfte für die Menschen zu organisieren. Auch Lebensmittel und Wasser würden dringend benötigt.
Das UN-Kinderhilfswerk Unicef warnte, dass sich etwa 368.000 Kinder in Gefahr befänden. Sie könnten auf "lebensrettende humanitäre Unterstützung" angewiesen sein. Helfer baten um Unterstützung durch Hubschrauber. "Es besteht die Gefahr, dass Seuchen ausbrechen", erklärte das Deutsche Rote Kreuz.
Besonders schwer habe es die Ferieninsel Ibo getroffen, sagte Ocha-Sprecher Abreu. Dort seien nicht nur der Hauptort, sondern auch andere Gemeinden zerstört, sagte Abreu nach einem ersten Erkundungsflug. Nach Angaben der Rettungskräfte vom Freitag sind 90 Prozent aller Häuser auf Ibo zerstört. 6000 Menschen verloren dadurch ihr Zuhause.
"Es sieht aus, als sei die Insel bombardiert worden... Es hat biblische Ausmaße", sagte der Südafrikaner Kevin Record, der auf Ibo ein Hotel betreibt.
Die Provinzhauptstadt Pemba wurde dagegen nur leicht zerstört. Allerdings starb dort der erste Mensch während des Zyklons durch eine herabfallende Kokosnuss.
Im ebenfalls von dem Wirbelsturm betroffenen Küstenbezirk Macomia begannen die Bewohner am Samstagabend bereits mit Aufräumarbeiten. Techniker reparierten dort kaputte Stromleitungen.
Inzwischen hat "Kenneth" sich nach Angaben des Katastrophenschutzes abgeschwächt und gilt nur noch als "tropisches Tiefdruckgebiet". Dennoch wird erwartet, dass er große Niederschlagsmengen mit sich bringt. Nach Ocha-Angaben hängt der Zyklon derzeit über der Provinz Cabo Delgado fest. In den nächsten zehn Tagen müsse daher mit "schweren Überflutungen" in der Region sowie mit starkem Regen im Süden von Tansania gerechnet werden.
"Kenneth" ist bereits der zweite Zyklon innerhalb kurzer Zeit, der über Mosambik hinwegzieht. Mitte März hatte sein Vorgänger "Idai" in Mozambik und den Nachbarländern Simbabwe und Malawi schwere Zerstörungen angerichtet und insgesamt etwa tausend Menschen getötet. Im Vergleich zu "Idai" war "Kenneth" aber kein Zyklon der Stufe vier, sondern nur der Stufe drei.
(Y.Ignatiev--DTZ)