Schwedische Akademie ernennt nach langem Chaos neuen Leiter
Die für die Vergabe des Literatur-Nobelpreises zuständige Schwedische Akademie hat einen neuen Leiter. Das erklärte das Gremium, das zuletzt vor allem durch seine Verwicklung in einen Vergewaltigungsfall Schlagzeilen gemacht hatte, am Freitag in Stockholm. Der Literaturwissenschaftler Mats Malm soll nun wieder Ruhe in die Akademie bringen.
Der 54-jährige Professor von der Universität Göteborg ist erst seit vier Monaten Mitglied der Akademie. Als deren Ständiger Sekretär folgt er auf Anders Olsson, der das Amt im Juni 2018 übergangsweise übernommen hatte. Malm sagte, er freue sich über das entgegengebrachte Vertrauen und auf die neue Aufgabe.
Die Akademie hatte seit dem Jahr 2017 vor allem durch ihren Umgang mit einem Missbrauchs- und Vergewaltigungsfall für Aufsehen gesorgt. Im April 2018 hatte Olssons Vorgängerin, die Schriftstellerin Sara Danius, den Vorsitz auf Wunsch der Akademie niedergelegt. Damit reagierte sie auf die Missbrauchsvorwürfe gegen Jean-Claude Arnault, einen der Akademie nahestehenden hochrangigen Kulturfunktionär.
Die Zeitung "Dagens Nyheter" hatte berichtet, dass Arnault über Jahre hinweg 18 weibliche Mitglieder der Akademie, Frauen oder Töchter von Akademiemitgliedern und Mitarbeiterinnen belästigt oder missbraucht habe. Ende 2017 war er wegen der Vergewaltigung einer Frau zu einer Gefängnisstrafe verurteilt worden. Arnault ging in Berufung, die Entscheidung von Schwedens Oberstem Gerichtshof steht noch aus.
Wegen des Missbrauchskandals um Arnault, der mit einem damaligen Akademie-Mitglied verheiratet ist, wurde die Vergabe des Literatur-Nobelpreises im vergangenen Jahr ausgefallen. Deshalb will die Akademie die renommierte Auszeichnung in diesem Jahr zweimal vergeben.
(O.Tatarinov--DTZ)