In den USA höchste Zahl von Masernfällen seit 2000 registriert
In den USA sind in diesem Jahr bereits knapp 700 Masernfälle registriert worden - die höchste Zahl seit der offiziellen Ausrottung der Infektionskrankheit im Jahr 2000. Die US-Gesundheitsbehörde CDC erklärte am Mittwoch (Ortszeit), die hohe Zahl von 695 Masernfällen gehe vor allem auf drei große Ausbrüche zurück: zwei in New York und einen im Bundesstaat Washington. US-Gesundheitsminister Alex Azar kündigte eine Kampagne für mehr Masern-Impfungen an.
Masern können zu schwerem Durchfall, Sehschäden sowie Lungen- und Hirnhautentzündungen führen und sogar tödlich enden. Eigentlich galten sie in den USA seit dem Jahr 2000 als ausgerottet. Der bisherige Rekord seitdem hatte bei 667 Fällen im gesamten Jahr 2014 gelegen.
Dieses Jahr wurden aus 22 Bundesstaaten Fälle gemeldet; mit Abstand die meisten Infektionen gab es in New York und Washington. In New York war die orthodoxe jüdische Gemeinde in Brooklyn besonders stark betroffen. Besucher aus Israel hatten die Krankheit hier eingeschleppt. New Yorks Bürgermeister Bill de Blasio rief daher vor zwei Wochen für Teile von Brooklyn den Gesundheitsnotstand aus und führte eine Impflicht ein.
Im Bezirk Clark im nordöstlichen Bundesstaat Washington konzentrierte sich der Masern-Ausbruch auf russischsprachige Einwohner. Ein Kind hatte das Virus im Dezember aus der Ukraine mitgebracht. Auch in Washington wurde der Notstand ausgerufen.
US-Gesundheitsminister Azar sah sich durch die hohen Masern-Zahlen veranlasst zu betonen, dass Masern-Impfstoffe "zu den am umfassendsten erprobten Medizinprodukten" gehörten und sich ihre Sicherheit "über viele Jahre" bestätigt habe. Während der Nationalen Kinder-Immunisierungswoche ab kommenden Montag werde sein Ministerium mit einer groß angelegten Kampagne deutlich machen, "dass Impfungen sicher und effektiv sind".
Dass die hochansteckende Erkrankung sich in jüngster Zeit wieder verbreitet, liegt insbesondere an der impffeindlichen Bewegung der sogenannten Anti-Vaxxer, die in den USA besonders stark ist. Dort hat sie sich vor allem durch Posts in sozialen Medien verbreitet, die medizinisch nicht belegte Behauptungen in Umlauf bringen wie etwa einen Zusammenhang zwischen der Masern-Impfung und Autismus.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) zählt die Anti-Impf-Bewegung daher zu einer der großen Bedrohungen für die weltweite Gesundheit. Laut einem Bericht des UN-Kinderhilfswerks Unicef haben zwischen 2010 und 2017 schätzungsweise 169 Millionen Kinder weltweit keine erste Dosis der Masern-Impfung bekommen.
Bei den reichen Ländern haben laut Unicef die USA die meisten ungeimpften Kinder. 2,5 Millionen bekamen hier nicht einmal die erste Impfung. Es folgten Frankreich mit mehr als 600.000 solcher Fälle und Großbritannien mit 500.000 ungeimpften Kindern.
Auch in Deutschland und anderen westlichen Ländern wird angesichts des verstärkten Auftretens von Masern über eine Impfpflicht diskutiert. Die WHO empfiehlt eine Impfrate von 95 Prozent, damit eine sogenannte Herdenimmunität der Gesamtbevölkerung besteht. 2017 lag die weltweite Impfrate bei Kindern bei der ersten Dosis jedoch nur bei 85 Prozent und bei der zweiten Impfdois bei 67 Prozent.
(W.Budayev--DTZ)