Wissenschaftler zeichnen womöglich erstmals ein Marsbeben auf
Wissenschaftler haben womöglich erstmals ein Beben auf unserem Nachbarplaneten Mars gemessen. Im Zuge der Mars-Mission "InSight" zeichneten Forscher eine Erschütterung an der Oberfläche des Roten Planeten auf, wie die französische Raumfahrtagentur Cnes am Dienstagabend mitteilte. Die Messungen des Marsbeben-Observatoriums Seis (Seismic Experiment for Interior Structure) könnten demnach auf ein leichtes Marsbeben hindeuten.
Die Nasa-Forschungsplattform "InSight" hatte am 26. November nach einer fast siebenmonatigen Reise durch den Weltraum planmäßig auf dem Mars aufgesetzt. In der Folge setzte der Robotrarm von "InSight" das unter Cnes-Federführung gebaute Seis-Instrument auf der Mars-Oberfläche ab, ebenso den in Deutschland gebauten Marsmaulwurf HP3.
Seis ist seit Ende vergangenen Jahres aktiv. Das halbkugelförmige Gerät misst Vibrationen an der Oberfläche des Roten Planeten, die von seismischer Aktivität, aber auch von anderen Umwelteinflüssen herrühren können. Die Cnes-Experten gehen davon aus, dass die nun aufgezeichnete Erschütterung ein Beben sein könnte.
"Wir haben seit Monaten auf unser erstes Marsbeben gewartet", sagte Philippe Lognonné vom Pariser Institut de Physique du Globe (Institut für Erdphysik). "Es ist großartig, endlich ein Zeichen zu haben, dass es auf dem Mars noch seismische Aktivität gibt."
Der Nasa-Wissenschaftler Bruce Banerdt sagte, die aufgezeichnete Erschütterung bedeute die Geburt der "Mars-Seismologie". Zunächst müssen die Wissenschaftler allerdings noch herausfinden, ob die gemessene Erschütterung tatsächlich aus dem Inneren des Mars kam und nicht beispielsweise durch Wind verursacht wurde.
Im Zuge der "InSight"-Mission sollen Entwicklung, Struktur und physikalische Eigenschaften von Kruste, Mantel und Kern unseres Nachbarplaneten erforscht werden. Dazu sollen auch die Daten des deutschen Marsmaulwurfs HP3 beitragen, der sich Ende Februar erstmals in den Boden des Roten Planeten hämmerte. Allerdings stieß der Roboter bei seiner Wühlarbeit im Marsboden nach nur rund 30 Zentimetern auf Widerstand.
Planetenforscher und Ingenieure des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) prüfen derzeit, warum der Einsatz des Marsmaulwurfs ins Stocken geriet. Nach den bisherigen Planungen soll sich HP3 bis zu fünf Meter tief in die Mars-Oberfläche vorarbeiten, um Temperatur und Wärmeleitfähigkeit des Untergrundmaterials zu messen.
(A.Stefanowych--DTZ)