Verletzte nach Busunglück auf Madeira vor Rücktransport nach Deutschland
Nach dem tragischen Busunglück mit zahlreichen deutschen Todesopfern auf der Urlaubsinsel Madeira bemüht sich die Bundesregierung um die Rückholung der Verletzten. Ein Evakuierungsflugzeug der Bundeswehr sei "in Bereitschaft gestellt" worden und werde eingesetzt, "wenn es sinnvoll und möglich ist, Verletzte nach Deutschland zu transportieren", hieß es am Freitag aus dem Auswärtigen Amt. Auf Madeira wurden nach Klinikangaben weiterhin 16 Verletzte im Krankenhaus behandelt, darunter 14 Deutsche.
Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) besuchte am Donnerstagabend die Unglücksstelle und bedankte sich bei den portugiesischen Behörden für die "großartige Zusammenarbeit in einer ganz schwierigen Zeit". Maas legte mit seinem portugiesischen Kollegen Augusto Santos Silva und dem Vizepräsidenten der Regionalregierung von Madeira, Pedro Calado, einen Kranz nieder.
Die Bundesregierung arbeite "mit Hochdruck" daran, die transportfähigen Verletzten nach Hause zu bringen, die Todesopfer zu identifizieren und die Angehörigen zu informieren, sagte Maas. Der Minister war mit Ärzten, Psychologen und Konsularbeamten des Auswärtigen Amtes nach Madeira gereist, um sich ein Bild von der Lage vor Ort zu machen und "selbst mit den Betroffenen zu sprechen".
Bei dem Unfall am Mittwochabend nahe der Ortschaft Caniço waren nach Angaben der portugiesischen Behörden 29 deutsche Touristen ums Leben gekommen. Von deutscher Seite wurde zunächst keine Opferzahl genannt; dies sollte erst nach Abschluss der Identifizierung geschehen.
Aus noch ungeklärter Ursache verlor der Fahrer in einer engen Kurve die Kontrolle über den mit mehr als 50 Passagieren besetzten Reisebus, der daraufhin eine Böschung hinabstürzte und in ein Haus krachte.
Nach Angaben der Nélio-Mendonça-Klinik in Madeiras Hauptstadt Funchal waren unter den 29 Toten 17 Frauen und zwölf Männer im Alter zwischen 40 und 60 Jahren. 27 weitere Menschen wurden demnach verletzt, unter ihnen waren nach Medienberichten auch der portugiesische Busfahrer und die portugiesische Reisebegleiterin.
16 Verletzte lagen nach Klinikangaben am Freitag noch im Krankenhaus, darunter 14 Deutsche. Alle seien in einem "stabilen Zustand", sagte der stellvertretende Klinik-Leiter Miguel Reis. Eine Verlegung nach Deutschland sei am Freitag aber noch nicht möglich. Zwei Verletzte lagen seinen Angaben zufolge noch auf der Intensivstation.
Die meisten Opfer hatten ihre Reise bei Trendtours Touristik aus Frankfurt am Main gebucht. 51 Urlauber in dem Bus waren Kunden des Unternehmens, wie der Reiseveranstalter mitteilte. Zwei weitere Betroffene waren Kunden von Schauinsland-Reisen aus Duisburg. Unter den Opfern waren auch Reisende aus Nordrhein-Westfalen.
Die Touristen seien mit einem gecharterten Bus auf dem Weg zu einer Abendveranstaltung in Funchal gewesen, "als der Bus aus noch ungeklärter Ursache von der Straße abkam und eine Böschung hinab stürzte", erklärte Trendtours. Alle Businsassen waren in der Hotelanlage Quinta Splendida in Caniço untergebracht. Die Unfallstelle liegt nicht weit von der Unterkunft entfernt.
Luftaufnahmen vom Unfallort zeigten das stark beschädigte Wrack des weißen Busses, das an einem Hang neben einem Gebäude lag. Das Dach des Busses war teilweise eingedrückt, die Windschutzscheibe zerschmettert.
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) erklärte, sie denke mit Trauer und Bestürzung an "unsere Landsleute und alle Menschen, die von dem fürchterlichen Busunglück auf Madeira betroffen sind". Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, Portugals Präsident Marcelo Rebelo de Sousa und Regierungschef António Costa bekundeten ebenfalls ihre Anteilnahme. Portugals Regierung ordnete eine dreitägige Staatstrauer an.
Der Vizepräsident der Regionalregierung von Madeira, Pedro Calado, sagte, es sei noch zu früh für Aussagen zur Unfallursache. Der Bus sei fünf Jahre alt und noch vor Kurzem zur Inspektion gewesen. Die Staatsanwaltschaft ermittelt.
Am Flughafen von Funchal wurde eine provisorische Leichenhalle eingerichtet. Das Krankenhaus in Funchal hofft darauf, die sterblichen Überreste der Opfer ab Samstag an die Angehörigen übergeben zu können.
(A.Stefanowych--DTZ)