Frankreichs Kabinett berät über Wiederaufbau von Notre-Dame
Nach dem verheerenden Brand soll die Pariser Kathedrale Notre-Dame innerhalb von fünf Jahren wiederaufgebaut werden. Über dieses Versprechen von Frankreichs Präsident Emmanuel Macron beriet am Mittwoch das Kabinett. Für die Instandsetzung gingen bereits Spendenzusagen von mehr als 800 Millionen Euro ein. In ganz Frankreich sollten um 18.50 Uhr die Glocken der Kathedralen läuten - 48 Stunden nach Ausbruch des Feuers.
Die erste Sitzung der französischen Regierung nach dem Brand war ausschließlich Notre-Dame gewidmet. Dabei ging es auch um eine nationale Spendenaktion, wie der Elysée-Palast mitteilte. Im Anschluss wollte sich Premierminister Edouard Philippe äußern.
Macron hatte am Dienstagabend bei einem Fernsehauftritt versprochen: "Wir werden die Kathedrale noch schöner als zuvor wieder aufbauen, und ich will, dass das in fünf Jahren geschafft ist."
Experten halten diesen Zeitplan für sehr ehrgeizig. Der Regierungsbeauftragte für das kulturelle Erbe, Stéphane Bern, geht von "zehn bis 20 Jahren" für den Wiederaufbau aus. Der Handwerksverband Compagnons du Devoir erklärte, es fehle an Fachkräften, vor allem an Steinmetzen, Zimmerleuten und Dachdeckern, um das gotische Gotteshaus aus dem 12. Jahrhundert vollständig zu restaurieren.
Für den Wiederaufbau der stark beschädigten Kirche gingen Spendenzusagen von mehr als 800 Millionen Euro ein, der Großteil von französischen Luxuskonzernen. Die Milliardärsfamilie Pinault kündigte an, auf eine Steuerreduzierung für ihre Spende von 100 Millionen Euro zu verzichten. In Frankreich war Kritik laut geworden, die Reichen nutzten die Gaben für eigennützige Zwecke. Familienerbe François-Henri Pinault erklärte dagegen, die Last solle nicht "den französischen Steuerzahlern aufgebürdet werden".
Die Rettung der Kathedrale vor dem Einsturz war nach Angaben der Regierung noch knapper als angenommen: Innenstaatssekretär Laurent Nuñez sagte, es habe sich "um 15 bis 30 Minuten" gehandelt. Die Feuerwehr habe den Brand gerade noch rechtzeitig löschen können. Die Grundfesten der Kathedrale und die beiden Glockentürme halten nach seinen Worten stand, Sorgen bereiten aber weiter das Gewölbe und ein Giebel im nördlichen Querschiff.
Papst Franziskus würdigte den Mut der gut 400 Feuerwehrleute, die 15 Stunden lang den Brand bekämpft hatten. Sie hätten "ihr Leben riskiert", sagte er in seiner wöchentlichen Generalaudienz auf dem Petersplatz in Rom. Macron hatte die Einsatzkräfte als "Helden" bezeichnet.
Der Brand war am Montagabend im Dachstuhl der Kathedrale ausgebrochen und hatte sich rasend schnell über das gesamte Dach und ein Baugerüst ausgebreitet. Erst am Dienstagmorgen waren die Flammen vollständig gelöscht. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen fahrlässiger Brandstiftung.
Experten und Behörden kämpfen nun um die Sicherung des gut 850 Jahre alten Gebäudes. Zwei Drittel des Dachs und ein Spitzturm wurden bei dem Brand zerstört. Zahlreiche Kunstschätze fielen den Flammen zum Opfer, auch die Hauptorgel wurde beschädigt. Kostbare Reliquien, darunter die Dornenkrone Jesu, und das Hauptkreuz der Kirche konnten jedoch gerettet werden.
Notre-Dame gehört zu den beliebtesten Sehenswürdigkeiten Frankreichs. Berühmt wurde die Kathedrale auch durch den Roman "Der Glöckner von Notre-Dame" von Victor Hugo von 1831.
(W.Budayev--DTZ)