Deutsche Tageszeitung - Ermittler befragen Bauarbeiter nach Großbrand in Kathedrale Notre-Dame

Ermittler befragen Bauarbeiter nach Großbrand in Kathedrale Notre-Dame


Ermittler befragen Bauarbeiter nach Großbrand in Kathedrale Notre-Dame
Ermittler befragen Bauarbeiter nach Großbrand in Kathedrale Notre-Dame / Foto: ©

Einen Tag nach dem verheerenden Brand der Kathedrale Notre-Dame richtet sich das Augenmerk auf die Brandursache und den Wiederaufbau des Pariser Wahrzeichens. Die Staatsanwaltschaft befragte am Dienstag Bauarbeiter, die an der Restaurierung des Gotteshauses beteiligt waren. Die Ermittler gehen nicht von einem vorsätzlich gelegten Brand aus. Für den Wiederaufbau der stark beschädigten Kirche gingen bis Dienstag Spendenzusagen in Höhe von rund 700 Millionen Euro ein.

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Die Staatsanwaltschaft geht von einem Unfall aus und leitete Ermittlungen wegen fahrlässiger Brandstiftung ein. "Nichts deutet auf eine vorsätzliche Tat hin", sagte Staatsanwalt Rémy Heitz. Noch in der Nacht seien die ersten Bauarbeiter und Mitarbeiter der mit der Restaurierung beauftragten Baufirmen vernommen worden. Er rechne mit "langen und komplexen" Ermittlungen, sagte Heitz.

Das bei der Restaurierung der Kathedrale federführende Unternehmen wies Anschuldigungen zurück, für den Ausbruch des Feuers verantwortlich zu sein. Alle Sicherheitsvorschriften seien eingehalten worden, sagte Julien Le Bras, Chef des Gerüstbauers Le Bras Frères.

Der Brand war am Montagabend im Dachstuhl des Gotteshausxes ausgebrochen und hatte sich rasend schnell über das gesamte Dach ausgebreitet. Rund 400 Feuerwehrleute waren die gesamte Nacht über im Einsatz, erst am Dienstagmorgen waren die Flammen vollständig gelöscht.

Experten und Behörden kämpfen nun um die die Sicherung des 850 Jahre alten Gebäudes. Zwei Drittel des Daches und ein Spitzturm wurden bei dem Brand zerstört. Die Struktur der gotischen Kirche blieb aber weitgehend stabil, wie Innenstaatsekretär Laurent Nuñez am Dienstag sagte. Die Mauern, die beiden monumentalen Türme und die drei Fensterrosen blieben weitgehend unbeschädigt. Allerdings seien Schäden im Gewölbe und einem Giebel im nördlichen Querschiff entdeckt worden, sagte Nuñez. Der Giebel müsse deshalb abgesichert worden.

Mehrere kostbare Reliquien, darunter die Dornenkrone Jesu, und das Hauptkreuz der Kirche konnten gerettet werden. Zahlreiche Kunstwerke fielen den Flammen jedoch zum Opfer, auch die Hauptorgel wurde beschädigt.

Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron versprach den Wiederaufbau der Kathedrale, der nach Einschätzung von Experten mehrere Jahre oder gar Jahrzehnte in Anspruch nehmen wird. Mehrere französische Firmengruppen und Unternehmensfamilien kündigten Großspenden für Notre-Dame an, auch der US-Technologieriese Apple stellte Finanzhilfen in Aussicht. Der Luxusmodekonzern Kering des französischen Milliardärs François-Henri Pinault sagte eine Spende von 100 Millionen Euro zu, ebenso wie der Ölkonzern Total. Der Luxus-Konzern LVHM und die Haupteigner des Kosmetikkonzerns L’Oréal, die Familie Bettencourt, wollen je 200 Millionen Euro spenden.

Der Sender France 2 will am Mittwoch ein Klassikkonzert ausstrahlen und dabei weitere Spenden einsammeln. Die Stadt Paris will derweil 50 Millionen Euro bereitstellen. Bürgermeisterin Anne Hidalgo schlug zudem vor, in den kommenden Wochen eine internationale Geberkonferenz in der französischen Hauptstadt abzuhalten.

Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) bot Frankreich Hilfe an. Deutschland sei bereit, am Wiederaufbau mitzuwirken, "auch mit deutscher Expertise, deutscher Erfahrung", sagte Merkel in Berlin. Die Bilder aus Paris hätten sie "tief berührt". Sie habe Macron "die Anteilnahme der Menschen in Deutschland" übermittelt.

Auch aus zahlreichen anderen Ländern trafen Botschaften der Anteilnahme ein. US-Präsident Donald Trump bekundete seine Solidarität mit Frankreich und bot die Hilfe seiner Regierung beim Wiederaufbau "dieses unersetzlichen Symbols der westlichen Zivilisation" an. Papst Franziskus äußerte die Hoffnung, die schwer zerstörte Kirche werde wieder zu einem "Juwel". Queen Elizabeth II. erklärte, sie sei "tief betrübt". Russlands Präsident Wladimir Putin erklärte, die "Tragödie" von Notre-Dame treffe auch die Russen ins Herz. Irans Außenminister würdigte Notre-Dame als "symbolträchtiges Denkmal des Gebets zu unserem gemeinsamen Gott".

Notre-Dame gehört zu den beliebtesten Sehenswürdigkeiten Frankreichs. Berühmt wurde die Kathedrale auch durch den Roman "Der Glöckner von Notre-Dame" von Victor Hugo. Am 24. August 1944 hatte das Glockenläuten von Notre-Dame die Befreiung von Paris von der deutschen Besatzung verkündet.

Am Mittwoch sollen frankreichweit um 18.50 Uhr die Glocken der Kathedralen läuten, um an den Ausbruch des Feuers in Notre-Dame zu erinnern.

(A.Nikiforov--DTZ)

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