Mehr als eine Milliarde Dollar Schaden durch Großbetrug im US-Gesundheitssystem
Bei einem der größten Betrugsfälle im US-Gesundheitssystem ist ein Schaden von mehr als einer Milliarde Dollar entstanden. Wie das Justizministerium in Washington am Dienstag mitteilte, sollen Ärzte medizinisch nicht notwendige Gelenkschienen verschrieben haben, die dann der Versicherung in Rechnung gestellt wurden. Gegen 24 Verdächtige wurden im Zusammenhang mit dem Fall Verfahren eingeleitet.
Im Mittelpunkt des Skandals steht nach Angaben des Ministeriums ein internationales Telemarketing-Netzwerk mit Callcentern unter anderem in Lateinamerika und auf den Philippinen. Von dort wurden offenbar ältere oder behinderte Menschen kontaktiert. Den Ärzten wurde Geld geboten, damit sie den Patienten unnötige Handgelenks- oder Knieschienen verschrieben - teilweise, ohne sie gesehen zu haben.
Die Kosten für die Schienen wurden dann beim US-Versicherungssystem Medicare eingereicht, das gezielt alten, armen und behinderten Menschen sowie Kindern und früheren Armeeangehörigen helfen soll. Zu den Angeklagten gehören die Firmenchefs von Callcenter-Unternehmen, Ärzte sowie die Besitzer einer Reihe von Firmen, die medizinische Ausrüstung herstellen.
Das Ministerium erklärte, das Geld sei anschließend mutmaßlich mit Hilfe von Briefkastenfirmen gewaschen worden. Auch in Luxusautos, Jachten und teure Grundstücke im In- und Ausland seien die Einnahmen geflossen. Insgesamt sollen Medicare auf diese Weise über 1,7 Milliarden Dollar (1,5 Milliarden Euro) in Rechnung gestellt worden sein, 900.000 wurden tatsächlich ausbezahlt. Den Schaden bezifferte das Justizministerium auf insgesamt 1,2 Milliarden Dollar (1,1 Milliarde Euro).
Eine Vertreterin der Staatsanwaltschaft sagte, der Fall zeige, dass Wirtschaftskriminalität kein Verbrechen ohne Opfer sei. Wenn Medicare betrogen werde, müssten alle Steuerzahler mit steigenden Versicherungsbeiträgen und höheren Zuzahlungen leben.
(W.Uljanov--DTZ)