Lehrer und Politiker beklagen mangelnde Handschrift-Fertigkeit von Schülern
Lehrer und Bildungspolitiker sorgen sich um die Zukunft der Handschrift. In einer Umfrage attestierten Grundschullehrer mehr als einem Drittel ihrer Schüler Probleme damit, eine lesbare und flüssige Handschrift zu entwickeln. Dies geht aus einer am Dienstag in Berlin vorgestellten Studie des Verbands Bildung und Erziehung (VBE) und des Schreibmotorik-Instituts hervor. Bildungspolitiker reagierten besorgt: Sie forderten Schulen zu einer stärkeren Förderung der Handschriftlichkeit auf.
Nach Einschätzung der befragten Lehrer liegt das Problem häufig an der "fortschreitenden Digitalisierung der Kommunikation"; dies gab mehr als jeder zweite Befragte an. Auch einen "zu starken Medienkonsum" der Schüler betrachtete fast die Hälfte als problematisch. Zwei Drittel der Pädagogen nannten als Ursache zu wenig Routine, schlechte Motorik und Konzentrationsprobleme.
Mehr als neun von zehn der Befragten empfahlen Stift und Papier als geeignet für den Unterricht. Nur jeder fünfte Grundschullehrer und 61 Prozent der Sekundärschullehrer bewerteten Tastatur und Computer als geeignet.
Gleichzeitig bemängelte ein Großteil der Befragten, dass die individuelle Förderung auf der Strecke bleibe. 64 Prozent gaben demnach an, dass häufig oder sehr häufig zu wenig Zeit für das Üben bleibe. Auch werde im Lehrplan zu wenig Wert auf das Schreibenlernen gelegt, gab mehr als die Hälfte der Lehrer an.
Als Reaktion auf die Umfrage forderte der Vorsitzende der Kultusministerkonferenz (KMK) eine stärkere Förderung der Handschrift in den Schulen: "Wann immer es möglich ist, also auch in den höheren Klassen, sollte mit der Hand geschrieben werden", sagte der hessische Kultusminister Alexander Lorz (CDU) den Zeitungen der Funke-Mediengruppe.
"Mit der Hand zu schreiben entwickelt nicht nur die motorischen Fähigkeiten, die Handschrift ist auch ein wertvolles Kulturgut, das auch die Individualität des Menschen zeigt", sagte Lorz.
Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) sprach sich ebenfalls für eine Förderung des Handschreibens aus: "Mit der Hand zu schreiben ist und bleibt für mich eine wichtige Kultur- und Arbeitstechnik", sagte sie den Funke-Zeitungen. Handschrift sei "Ausdruck der Persönlichkeit" und fördere bei Kindern die geistige Entwicklung. "Und es ist doch auch bekannt: Vieles bleibt besser im Kopf, wenn man es von Hand notiert hat."
Der VBE und das Schreibmotorik-Institut befragten für die Studie 2046 Lehrer. Die Onlinebefragung fand zwischen September 2018 und Januar 2019 statt.
(Y.Ignatiev--DTZ)