Studie: 90 Prozent der Alpen-Gletscher drohen bis zum Jahr 2100 zu verschwinden
Durch einen unkontrollierten Treibhausgas-Ausstoß könnten laut einer Studie bis zum Ende dieses Jahrhunderts 90 Prozent aller Gletscher in den Alpen verschwinden. Wenn die Menschen keine zusätzlichen Klimaschutzmaßnahmen ergriffen und wegen der wachsenden Weltbevölkerung immer mehr Treibhausgase produzierten, wären die Alpen bis zum Jahr 2100 "weitgehend eisfrei", warnte der Studien-Koautor Matthias Huss von der ETH Zürich am Dienstag.
Wenn die weltweiten Treibhausgas-Emissionen binnen weniger Jahre ihren Höhepunkt erreichten und dann bis zum Ende des Jahrhunderts schnell zurückgefahren würden, könnten zumindest ein Drittel der mehr als 4000 alpinen Gletscher erhalten werden, heißt es im optimistischeren Szenario, das die Wissenschaftler durchrechneten. Für ihre Studie kombinierten die Forscher neueste Klimasimulationen mit einer ausgefeilten Technik zur Analyse von Gletschern.
Der Hauptautor der Studie, Harry Zekollari von der Technischen Hochschule im niederländischen Delft, sagte der Nachrichtenagentur AFP, die Menschen wüssten meist nicht, welch eine wichtige Rolle Gletscher spielten. "Ein Gletscher ist ein Speicher", hob er hervor. Bei eisigen Temperaturen im Winter wüchsen sie, im Sommer gäben sie hingegen Wasser frei. "Das bedeutet, dass wenn Menschen Wasser am nötigsten brauchen, sie es vom Gletscher bekommen", sagte Zekollari.
Diese Wasserspeicher drohten durch die fortschreitende Erderwärmung verloren zu gehen, warnte der Wissenschaftler. "In den Alpen ist das okay, aber wenn man sich die Anden und den Himalaya anschaut, da leben Milliarden Menschen, die das Wasser aus den Gletschern wirklich brauchen." In den Alpen wird das Gletscherwasser überdies zur Stromerzeugung durch Wasserkraftwerke genutzt.
Zekollari hob hervor, dass die Wasser speichernden Gletscher in den Alpen außerdem ein Schutz für die unterhalb von ihnen lebenden Menschen seien. Wenn Gletscher sich sehr schnell veränderten, nehme die Gefahr von Naturkatastrophen wie Sturzfluten und Erdrutschen zu.
(Y.Leyard--DTZ)