Münchner Museum gibt Überreste von australischem Ureinwohner zurück
In München sind am Dienstag die sterblichen Überreste eines australischen Ureinwohners offiziell an dessen Nachfahrengemeinschaft übergeben worden. Führende Vertreter nahmen die Rückführungsdokumente im staatlichen Museum Fünf Kontinente entgegen, wie das bayerische Wissenschaftsministerium mitteilte. Es handelte sich um einen 1889 in das Museum gebrachten verstorbenen Aborigines-Ältesten.
Auch die australische Botschafterin in Deutschland, Lynette Wood, nahm an der Zeremonie teil. In den kommenden Tagen sollen bei ähnlichen Anlässen in Stuttgart und Berlin weitere 52 sterbliche Überreste von indigenen Australiern übergeben werden, die von Museen und Universitäten früher für Sammlungen und Kolonialausstellungen angeschafft wurden.
Nach Angaben der australischen Regierung handelt es sich dabei um die bislang größte Restitutionsaktion für in Deutschland lagernde Gebeine von Ureinwohnern. Rückführungsbestrebungen laufen seit Jahren, zuvor wurden Gebeine schon von 51 Menschen an ihre Gemeinschaften übergeben, um sie würdig nach Australien zurückzubringen. So übergab das Berliner Universitätskrankenhaus Charité 2013 die Skelettteile von 33 Menschen.
Bayerns Kunst- und Wissenschaftsminister Bernd Sibler (CSU) äußerte am Dienstag die Hoffnung, dass Rückgabe und Erforschung der Herkunft des Toten aus München zum "gegenseitigen Verständnis und zur Aussöhnung der Kulturen beitragen" könnten. Nach Angaben seines Ministeriums ließ sich der Weg der sterblichen Überreste zuvor lückenlos dokumentieren.
Der Leichnam des bestatteten angesehen Ältesten wurde demnach 1876 in der Provinz Queensland von einer Forschungsexpedition unter deutscher Beteiligung gefunden und mitgenommen, wobei diese mutmaßlich die Riten von dessen Gemeinschaft störte. Mehr als zehn Jahre später wurden die Gebeine dem Chef des Vorläufers des Museums Fünf Kontinente bei einer Australienreise als Spende übergeben und 1889 nach München gebracht.
(P.Vasilyevsky--DTZ)