Freilassung von russischem Starregisseur Serebrennikow aus Hausarrest angeordnet
Der russische Starregisseur und Kreml-Kritiker Kirill Serebrennikow kommt nach gut anderthalb Jahren aus dem Hausarrest frei. Wie russische Nachrichtenagenturen am Montag berichteten, hob ein Moskauer Gericht die Entscheidung einer niedrigeren Instanz auf, den im Sommer 2017 verhängten Hausarrest um weitere drei Monate zu verlängern. Stattdessen wurde ein Ausreiseverbot gegen den 49-Jährigen verhängt. Das Untreue-Verfahren gegen Serebrennikow wird international als politisch motiviert kritisiert.
Serebrennikow sagte der russischen Nachrichtenagentur Interfax, er werde nun schnell seine Arbeit als Leiter des Moskauer Theaters Gogol-Zentrum wieder aufnehmen. "Ich werde jetzt feiern, aber ich werde bald (zur Arbeit) zurückkehren", wurde der Regisseur zitiert. "Psychisch ist das nicht einfach, aber es gibt so viel zu tun, wir haben Aufführungen und Proben."
Außer für Serebrennikow wurde den Agenturberichten zufolge auch für zwei seiner Mitangeklagten, Sofia Apfelbaum und Juri Itin, der Hausarrest aufgehoben. Serebrennikow und insgesamt drei Mitangeklagten wird vorgeworfen, zwischen 2011 und 2014 umgerechnet 1,8 Millionen Euro staatlicher Förderung für ein Theaterprojekt veruntreut zu haben. Dem Regisseur drohen zehn Jahre Haft. Er war im August 2017 festgenommen und unter Hausarrest gestellt worden.
Der Film- und Theaterregisseur, der mehrmals am berühmten Bolschoi-Theater inszenierte, wies die Vorwürfe stets zurück. Er versicherte, das Geld sei allein in Theaterprojekte geflossen. Das Vorgehen der Justiz gegen den bekannten Regisseur löste heftige Proteste russischer und internationaler Künstler aus, darunter aus Deutschland der Regisseur Volker Schlöndorff und die Schauspielerin Nina Hoss.
Während seines Hausarrests durfte Serebrennikow unter bestimmten Bedingungen seine Wohnung verlassen, etwa um zum Sport zu gehen. Seine Arbeit am Theater fortzusetzen, war aber nahezu unmöglich. Da er das Internet nicht nutzen durfte, nahm er Regieanweisungen auf und ließ die Instruktionen auf einem USB-Stick von seinem Anwalt übermitteln.
Das Enfant Terrible der russischen Kulturszene hatte kürzlich aus der Ferne sogar an der Hamburger Staatsoper die Verdi-Oper "Nabucco" inszeniert. Der Intendant der Hamburger Staatsoper, Georges Delnon, erklärte am Montag zur Aufhebung von Serebrennikows Hausarrest, er wünsche "diesem Ausnahmekünstler, dass es der erste Schritt zu einer vollkommenen Freilassung und Rehabilitierung ist".
(O.Tatarinov--DTZ)